Es ist eine seiner größten Auslandsreisen. Am Freitag traf Wladimir Putin in Chile ein, wo er mit 21 Staats- und Regierungschefs zum Asien-Pazifik-Wirtschaftsgipfel (Apec) zusammentrifft. Über Brasilien geht es nächste Woche dann zum schwierigen EU-Russland-Gipfel in Den Haag.

Mit Spannung erwartet wird, was Putin am Rande des Apec mit dem japanischen Premier Junichiro Koizumi verhandelt. Russlands Außenminister Sergej Lawrow war dieser Tage vorgeprescht und hatte hinsichtlich des Streites um die von Russland seit 1945 besetzten Kurilen-Inseln angedeutet, Russland könnte zwei der vier umstrittenen Inseln zurückgeben.

Stimmung für Bush

Putin trifft auch mit US-Präsident George W. Bush erstmals nach dessen Wiederwahl zusammen. Putin war einer der ganz wenigen Staatschefs, der sich vor der Wahl eindeutig für Bush stark gemacht hatten. Und in dieser Woche machte Russland gute Stimmung mit der Erklärung, dass es im Fall einer Anfrage bereit sei, Kriegstechnik und Spezialisten zur Ausbildung der irakischen Soldaten in den Irak zu senden.

Bush verständnisvoller

Putins Unterstützung für Bush wird von Experten vielfach damit begründet, dass der Republikaner restaurative Tendenzen in Russland gelassener zu nehmen scheint als sein unterlegener demokratischer Kontrahent John Kerry.

Für alle Fälle hat Putin diese Tage noch schnell beruhigende Worte gesprochen. In Russland werde kein autoritäres Regime errichtet, sagte er zu chilenischen Journalisten. Behauptungen westlicher Beobachter, dass in Russland ein totalitärer Staat errichtet würde, seien "völlig dummes Zeug".

Gerade nach dem Geiseldrama von Beslan wird Putins Kurs vielfach als Abdriften in einen autoritären Staat gesehen. Manche Kritiker fürchten gar Verfassungsänderungen. So etwa die britische Consultinggesellschaft Control Risks Group (CRG), die in ihren Prognosen sehr zuverlässig ist. In ihrem jährlichen Bericht über weltweite politische Risken erwartet sie für 2005 unter anderem einen weiteren Machtzuwachs für Putin - die Gesellschaft werde auf Verfassungsänderungen vorbereitet, die Putin eine dritte Amtszeit nach 2008 ermöglichten. ((DER STANDARD, Printausgabe 20./21.11.2004)