Washington - Der scheidende US-Außenminister Colin Powell hat Meinungsverschiedenheiten innerhalb des bisherigen Kabinetts von Präsident George W. Bush eingeräumt. In einem Interview mit dem chilenischen Fernsehsender CVN ließ er durchblicken, dass sich die Auseinandersetzung an seiner Einstellung entzündet hätten, der Diplomatie den Vorzug vor einer gewaltsamen Lösung von Konflikten zu geben.

"Wenn sie angebracht ist, sollten wir Gewalt anwenden", sagte der ehemalige Vier-Sterne-General. "Aber wenn wir die Anwendung militärischer Gewalt mit Diplomatie verhindern können, mit einer politischen Aktion, dann ist es das, was wir tun sollten, und was Präsident Bush versuchte", sagte er in dem am Donnerstag während des APEC-Gipfels aufgezeichneten Interviews. "Ich habe ihn (Bush) dabei unterstützt."

Keine "Tauben"-"Falken"-Rhetorik

Powell ging auf die von ihm erwähnten Meinungsverschiedenheiten nicht konkret ein und sagte auch nicht, mit wem er über den Kurs der US-Politik stritt. Er lehnte es ab, sich im Kontrast zu so genannten Falken wie Vizepräsident Dick Cheney und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld als "Taube" bezeichnen zu lassen. "Ich habe diese Titel nie gemocht", sagte er.

Auch versuchte er, die Bedeutung jener Streitereien herunter zu spielen. "In jeder Regierung, und ich habe in vielen Regierungen gearbeitet, gibt es von Zeit zu Zeit Unstimmigkeiten", sagte er. "Ich dachte, vier Jahre als Außenminister seien genug für mich." Er habe mit Bush darüber gesprochen und man sei zu dem Schluss gekommen, an dieser Marke getrennte Wege zu gehen. "Das ist alles", fügte er hinzu. "Wenn die Differenzen so schwerwiegend gewesen seien, wie einige behaupten, wären es keine vier Jahre geworden."

Condoleezza Rice hat Operation gut überstanden

Die designierte neue US-Außenministerin Condoleezza Rice hat unterdessen am Freitag eine Operation gut überstanden. Sie war wegen Wucherungen am Uterus operiert worden. Der Eingriff sei im Washingtoner Georgetown University Hospital erfolgreich verlaufen, teilte ein stellvertretende Nationaler Sicherheitsberater, Jim Wilkinson, mit. Die 50-Jährige könne voraussichtlich am Samstag das Krankenhaus verlassen. Bereits vor der Operation wurde bekräftigt, dass es sich sich um keine Krebserkrankung handle.

Bei dem Eingriff an der Gebärmutter handelte es sich um eine so genannte Uterusmyomembolisation. Dabei werden Blutgefäße blockiert, die eine gutartige Wucherung versorgen. US-Präsident George W. Bush hatte Rice erst am Dienstag als Nachfolgerin von Colin Powell nominiert. Diese Nominierung muss noch vom Senat bestätigt werden. (APA)