Berlin - US-Präsident George W. Bush hat dem japanischen Ministerpräsidenten Junichiro Koizumi am Samstag versichert, er sei einem starken Dollar und der Senkung des US-Defizit verpflichtet.

"Ich habe ihm erklärt, dass mein Land einem starken Dollar verpflichtet ist. Und ich habe ihm versichert, dass ... wir daran arbeiten werden, unser kurzfristiges und unser langfristiges Defizit zu verringern", sagte Bush nach einem Treffen mit Koizumi im Rahmen eines Gipfeltreffens asiatisch-pazifischer Länder in der chilenischen Hauptstadt Santiago.

Politiker und Analysten befürchten, dass die jüngste Dollar-Schwäche die Konjunktur in Europa und anderswo außerhalb der USA belasten könnte. Der Euro hatte am Donnerstag mit 1,3074 Dollar seinen höchsten Stand seit seiner Einführung an den Finanzmärkten Anfang 1999 erreicht. Auch der Yen legte zuletzt zum Dollar kräftig zu.

Keine gemeinsamen Dollar-Interventionen

Die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20) wollen die anhaltende Dollar-Abwertung nicht mit gemeinsamen Interventionen aufhalten. Auf dem G-20-Treffen am Samstag in Berlin erklärten sich die USA, Europa und Asien jedoch bereit, jeweils ihren eigenen Beitrag zu leisten, um das Tempo der Wechselkursverschiebungen zu drosseln.

Schröder fordert USA zum Handeln auf

Deutschland Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) forderte die Amerikaner mit deutlichen Worten zum Handeln auf. Die Entwicklung des Dollar im Verhältnis zum Euro nannte er "Besorgnis erregend". Im Kampf gegen schädlichen Steuerwettbewerb ziehen die G-20-Länder an einem Strang und machen Druck auf Steuerparadiese. Auch Geldwäsche zur Terrorfinanzierung soll stärker bekämpft werden.

US-Finanzminister John Snow habe ausdrücklich zugesagt, das eigene Haushaltsdefizit abbauen zu wollen, sagte Deutschlands Finanzminister Hans Eichel (SPD). Europa und Japan seien zu Strukturreformen aufgefordert, während China und andere asiatische Länder mehr Flexibilität zeigen sollten. Die europäische Gemeinschaftswährung war am Freitag wieder in die Nähe des tags zuvor erreichten Rekordhochs von 1,3074 Dollar gerückt.

Die Ursache der Dollarschwäche sei "eindeutig" das Doppeldefizit im Haushalt und bei der Leistungsbilanz der Vereinigten Staaten, sagte Schröder. "Man kann schlecht die Europäer zu Strukturreformen auffordern und dann die eigenen ökonomischen Notwendigkeiten nicht so hervorheben, wie das aus unserer Sicht nötig wäre", sagte Schröder am Rande des G20-Treffens der Finanzminister und Notenbankgouverneure. Die Europäische Zentralbank (EZB) und andere Notenbanken hätten ebenfalls Möglichkeiten, die Dollarschwäche und damit den Höhenflug des Euro zu bremsen. Aus Regierungskreisen verlautete, dass China in der Frage der Lockerung seiner Währungsanbindung an den Dollar schon in der Vergangenheit Bereitschaft zur Bewegung signalisiert habe.

Einigung auf Standard gegen Steuerhinterziehung

Die Finanzminister und Notenbank-Chefs der führenden 20 Industriestaaten haben sich auf einen gemeinsamen Ansatz geeinigt, um internationale Steuerflucht besser zu bekämpfen.

Man habe sich darauf geeinigt, den Informationsstandard der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) in Steuerfragen anzuwenden, hieß es aus deutschen Regierungskreisen am Samstag in Berlin: "Das ist Hauptdurchbruch, ein substanzielles Ergebnis." Die 20 Länder der Organisation wollten mit gutem Beispiel vorangehen und untereinander Steuer-Informationen austauschen.

Nach des Aussagen wird die Einigung auch auf die Länder der OECD Druck ausüben, die dem Standard bisher nicht beigetreten seien: "Das ist schon der Versuch, andere Länder zu gewinnen, diese Standards zu übernehmen. Die G-20 gehen hier voran. Das ist die Kernbotschaft."

Österreich in Zugzwang

Damit dürften Länder wie die Schweiz, Österreich oder andere "Steuerparadiese" zunehmend in Zugzwang geraten. Auch im Kampf gegen die Finanzierung des weltweiten Terrors und Geldwäsche wollen die G-20-Länder schärfer vorgehen. Bargeld-Kuriere, auf die bei illegalen Transaktionen zunehmend ausgewichen wird, sollen künftig stärker beobachtet werden. (APA/dpa)