Der erste Gipfeltag am Samstag war von der vor allem von US-Präsident George W. Bush geäußerten Besorgnis über die Atomprogramme Nordkoreas und Irans geprägt. Das eigentliche Anliegen des 1989 gegründeten lockeren Wirtschaftsverbandes von Staaten rund um den Pazifik, die Handelsliberalisierung, trat in den Hintergrund.
Bush richtet auf APEC-Gipfel Warnung an Iran und Nordkorea
Am Rande des APEC-Gipfels in der chilenischen Hauptstadt Santiago forderte Bush Pjöngjang und Teheran am Samstag auf, jedwede Tätigkeit zur Herstellung von Atomwaffen einzustellen. Beide Staaten waren von ihm gemeinsam mit dem Irak als Teile einer "Achse des Bösen" gebrandmarkt worden. Das Treffen von 21 Staats- und Regierungschefs wurde von sicherheitspolitischen Themen dominiert; Wirtschafts- und Handelsthemen traten in den Hintergrund. Am Rande gab es mehrere, zum Teil gewalttätige Proteste gegen Bush und den APEC-Gipfel.
Bush warf Teheran vor, die Herstellung von atomwaffenfähigem Material zu beschleunigen. Dies sei eine "sehr ernste Angelegenheit". Die Teilnehmer des APEC-Treffens arbeiteten zusammen, "um diese Angelegenheit zu klären". Die iranische Regierung müsse wissen, dass die internationale Gesellschaft besorgt über ihr Streben nach atomwaffenfähigem Material sei.
Am Freitag hatte ein westlicher Diplomat in Wien gesagt, der Iran produziere trotz seiner Zusage, von Montag an die Anreicherung von Uran einzustellen, militärisch nutzbares Uran. Zudem habe das Land eine unbekannte Menge gasförmigen Uranhexafluorids (UF6) hergestellt, aus dem in Zentrifugen das spaltbare Isotop Uran 235 angereichert wird.
Iran wies Vorwürfe zurück
Am Sonntag wies ein Sprecher des iranischen Außenministeriums Berichte über eine weitere Produktion von militärisch nutzbarem Uran zurück und versicherte, am Montag werde wie vereinbart das Programm zur Urananreicherung ausgesetzt.
Wirtschaftspolitik unterspielt
Das eigentliche APEC-Thema, die Wirtschaftspolitik, spielte in Santiago nur eine untergeordnete Rolle. Wirtschaftsvertreter warben am Samstag für die Einrichtung einer regionalen Freihandelszone. Das von den USA, Chile, Kanada, Australien, Neuseeland, Taiwan und Singapur unterstützte Projekt stößt aber nach Angaben aus APEC-Kreisen auf Skepsis oder Ablehnung bei Mitgliedern wie China, Japan, Malaysia und Indonesien.
Am Samstag demonstrierten in Santiago mehrere hundert Menschen friedlich gegen den Bush-Besuch und den APEC-Gipfel. In der Nacht zuvor waren bei gewaltsamen Demonstrationen nach Polizeiangaben zwei Beamte und ein Zivilist von Unbekannten durch Schüsse verletzt worden.
Am Freitag hatten sich etwa 50.000 Menschen an einem Demonstrationszug durch die Innenstadt beteiligt. Auf Transparenten waren Slogans wie "Mörder Bush raus", "Nein zum Krieg" und "Weg mit APEC" zu lesen. Die Großkundgebung wurde von der Polizei aufgelöst; Mehrere Teilnehmer demonstrierten dann aber in zwei Armenvierteln weiter. Die Polizei meldete insgesamt 250 Festnahmen in Santiago und der nahe gelegenen Hafenstadt Valparaiso.