Brüssel - Die Europäische Union kommt bei der Bildung eigener militärischer Strukturen schneller voran als erwartet. Die Verteidigungsminister der 25 Mitgliedstaaten wollen am Montag in Brüssel die Bildung von insgesamt zwölf mobilen Kampftruppen ("Battle Groups") mit jeweils 1.500 Soldaten bis 2007 beschließen, die in einem Radius von 6.000 Kilometern mit einem robusten Mandat zum Einsatz kommen sollen. Ursprünglich waren nur neun dieser Einheiten geplant. Deutschland will sich an drei Kampftruppen beteiligen, gemeinsam mit insgesamt zehn anderen EU-Nationen. Außerdem stellt die EU zivile Kräfte für Einsätze im Rahmen der gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik auf.

Sie sollen zur Konfliktvermeidung und zum Wiederaufbau staatlicher Strukturen nach Konflikten eingesetzt werden. Dafür werden nach Angaben aus EU-Kreisen etwa 13.000 Angehörige von Polizei, Katastrophenschutz, Justizverwaltung und anderen Einrichtungen zur Verfügung stehen. Die Minister wollen außerdem über die Finanzierung künftiger EU-Militäreinsätze sprechen und den ersten Jahresetat der neuen europäischen Verteidigungsagentur EDA mit etwa 20 Millionen Euro für 2005 billigen.

Aufstockung

Die Bereitschaft der Mitgliedstaaten, sich an dem Projekt zu beteiligen, lasse eine Aufstockung zu, hieß es in EU-Kreisen. Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien wollen den Angaben zufolge eine eigene Kampftruppe stellen, die bereits im kommenden Jahr Einsatz bereit sein sollen. Deutschland will zusammen mit Frankreich, Belgien, Luxemburg und Spanien eine Kampftruppe stellen, eine weitere soll zusammen mit den Niederlanden und Finnland und eine dritte mit Polen, der Slowakei, Lettland und Litauen entstehen. Österreich will gemeinsam mit Deutschland und Tschechien eine Kampftruppe aufstellen und dafür 200 Mann beisteuern.

Auch Norwegen beteiligt sich

Weiter geplant sind den Angaben zufolge eine Kampftruppe Frankreichs und Belgiens; Italiens, Ungarns und Sloweniens; Italiens, Portugals, Spaniens und Griechenlands sowie Großbritanniens und der Niederlande. Zudem wollen Schweden und Finnland zusammen mit Norwegen, das der EU nicht angehört, eine weitere Truppe stellen.

Das Konzept geht auf eine gemeinsame Idee Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens zurück. Danach soll die EU die Fähigkeit bekommen, vor einer Eskalation in internationale Krisen einzugreifen. Voraussetzung dafür ist ein Mandat der Vereinten Nationen. Die EU-Kampftruppen sollen binnen zehn Tagen zum Einsatz bereit sein und bis zu vier Monate im Ausland stationiert werden können. (APA)