Bild nicht mehr verfügbar.

Nicolas Sarkozy hat aber für den 29. November bereits seinen Rücktritt vom Wirtschafts- und Finanzministeramt angekündigt.

Foto: AP/Michel Euler
Paris - Der französische Wirtschafts- und Finanzminister Nicolas Sarkozy wird neuer Chef der bürgerlichen Partei UMP von Präsident Jacques Chirac. In einer am Sonntagnachmittag abgeschlossenen Urabstimmung wählten die Parteimitglieder den 49-Jährigen allem Anschein nach mit der erwarteten Mehrheit für drei Jahre an die UMP-Spitze. Sarkozy will die UMP als Sprungbrett nutzen, um seinem Rivalen Chirac nachzufolgen. Das Votum, das damit auch als Weichenstellung für die Präsidentschaftswahl 2007 gilt, soll offiziell erst am nächsten Sonntag bekannt gegeben werden. Sarkozy hat aber für den 29. November bereits seinen Rücktritt vom Ministeramt angekündigt. Außenseiter Unterstützerstimmen Bereits für seine Bewerbung hatte Sarkozy eine überwältigende Zahl von Unterstützerstimmen aus der UMP erhalten; zudem war er mit dem offiziellen Segen Chiracs angetreten. Der Präsident hatte aber im Gegenzug durchgesetzt, dass Frankreichs derzeit beliebtester konservativer Politiker die Pariser Regierung verlässt und sich ganz auf die Führung der Partei konzentriert, um mit seiner Machtfülle nicht den Premierminister in den Schatten zu stellen. Offiziell soll Sarkozy das Parteiamt am 28. November antreten. Zu einem Parteitag in Le Bourget bei Paris werden am kommenden Sonntag mindestens 15.000 Mitglieder erwartet. Korruptionsaffäre Die UMP ("Union pour un mouvement populaire", wörtlich: "Union für eine Volksbewegung") war im November 2002 aus Chiracs neogaullistischer RPR-Partei, der Democratie Liberale (DL) von Premierminister Jean-Pierre Raffarin und Teilen der zentrumsliberalen UDF zusammengeschweißt worden. Damals hatte die Parteibasis den früheren Regierungschef Alain Juppe zum ersten UMP-Vorsitzenden gewählt. Juppe, der als Wunschnachfolger Chiracs an der Staatsspitze galt, wurde im Jänner in einer Korruptionsaffäre zu eineinhalb Jahren Haft auf Bewährung verurteilt und legte deswegen im Sommer den Parteivorsitz nieder. Neuausrichtung

Auch Sarkozy hatte früher zur RPR-Partei gezählt. Nach dem Machtwechsel 2002 war er zunächst Innenminister, bevor ihm Chirac das Wirtschafts- und Finanzressort übertrug. In der UMP-Führung tritt er in einem Dreier-Team mit Jean-Claude Gaudin von der DL an, der seinen Posten als Parteivize behält. Neuer Generalsekretär wird der frühere UDF-Politiker Pierre Mehaignerie.

Die UMP verfügt über eine deutliche Mehrheit in der Pariser Nationalversammlung und jährlich gut 33 Millionen Euro aus der Staatskasse, befindet sich aber seit Monaten in der Krise. Bei den Wahlen in den Regionen, den Departements, zum Europaparlament und zum Senat mussten die Bürgerlichen in diesem Jahr teils schwere Verluste hinnehmen. Sarkozy hat eine Neuausrichtung angekündigt, damit seine Partei im Doppelwahljahr 2007 sowohl die Präsidentschaft als auch die Parlamentsmehrheit verteidigt. (APA/AFP)