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"Unschuldige Menschen zu töten bedeutet nicht Dschihad"

Foto: APA/EPA/Roland Weihrauch
Köln - Mehr als 25.000 überwiegend moslemische Demonstranten haben sich am Sonntag in Köln versammelt, um für Frieden zu werben und islamistische Terrorakte zu verurteilen. Vor Ort waren türkische, deutsche und europäische Flaggen zu sehen. Auf Transparenten standen Slogans wie "Friede im Land", "Friede in der Welt", "Religion bringt keinen Terror hervor" und "Terror ist Verbrechen gegen die Menschheit". Wie an den Kennzeichen der Busse abzulesen war, waren auch Demonstranten aus Süddeutschland und Berlin angereist. "Hand in Hand für Frieden"

Die Türkisch-Islamische Union (DITIB) hatte bundesweit zu der Veranstaltung unter dem Motto "Hand in Hand für Frieden und gegen Terror" aufgerufen. Als Sprecher auf der Abschlusskundgebung sind ab zirka 14.30 Uhr die Innenminister Nordrhein-Westfalens und Bayerns, Fritz Behrens (SPD) und Günther Beckstein (CSU) angekündigt. Auch die Türkischen Gemeinden in Deutschland sowie der Zentralrat der Muslime in Deutschland hatten zur Teilnahme an der Veranstaltung aufgefordert. Viele Nicht-Moslems, insbesondere Vertreter der großen Kirchen und der jüdischen Gemeinden, hatten ebenfalls ihre Teilnahme an der Demonstration angekündigt.

Integration

Während der friedlichen Kundgebung auf dem Rudolfplatz sagte der bayerische Innenminister Günther Beckstein (CSU), die deutsche Gesellschaft wolle den Dialog und ein Miteinander. Christen und Moslems müssten sich einig sein, "dass diejenigen, die Terroranschläge verüben, keine anständigen Menschen sind, sondern Verbrecher".

Beckstein rief der Menge zu: "Diejenigen, die sagen, Islam heißt Frieden, nehmen wir mit offenen Armen auf." Zugleich verlangte der CSU-Politiker von allen Einwanderern mehr Anstrengungen zur Integration: "Wir bitten Euch: lernt Deutsch!" Multikulturelle Demokratie

Als Sprecherin auf der Abschlusskundgebung war auch die deutsche Grünen-Parteichefin Claudia Roth vorgesehen. Sie sagte laut vorab verbreitetem Redetext, respektvolles Zusammenleben sei nur möglich, wenn Auseinandersetzungen mit anderen Überzeugungen, religiös wie politisch, demokratischen Regeln unterliegen.

Roth nannte Deutschland eine multikulturelle Demokratie. "Der Islam ist nicht bloß als Gastarbeiterreligion zu tolerieren, sondern als Bestandteil unserer eigenen Kultur anzuerkennen. Einer anti-islamischen Hetze bringen wir ein entschiedenes Nein entgegen." Das Eintreten für Freiheitsrechte und Demokratie schließe aber auch die volle Gleichberechtigung und echte Gleichstellung und Teilhabe von Frauen ein - "mit oder ohne Kopftuch, egal ob in ihren Heimatländern oder bei uns", sagte Roth. "Was zählt, ist die Freiheit der Frau, selber selbstbestimmt zu entscheiden." "Signal gegen Terror und Gewalt"

Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck, sagte laut vorab verbreitetem Redetext, die Demonstration sei ein klares und notwendiges Signal gegen Terror und Gewalt. "Ich verhehle nicht: Ich habe auf ein solches Zeichen gewartet." Die Welle der Gewalt zwischen Moslems und Einheimischen in den Niederlanden dürfe nicht nach Deutschland überschwappen.

Beck sagte, in der Demokratie sollten Konflikte angesprochen sowie kontrovers ausgetragen werden. Unabdingbar sei aber, dass dabei die Grundwerte der Verfassung als verbindlicher Rahmen anerkannt und wo nötig auch durchgesetzt werden. "Meinungsfreiheit heißt nicht nur Respekt vor der eigenen Meinung." Die Vertreter der großen muslimischen Dachverbände lud Beck zu einem "runden Tisch des Dialogs" ein.

Beckstein hatte die Großdemonstration vor Beginn als "wichtiges Signal für ein tolerantes und friedliches Miteinander" gelobt. "Dieses Signal muss sich sowohl gegen islamistisch motivierte Gewalt als auch gegen so genannte Vergeltungsaktionen richten, wie wir sie in den Niederlanden nach der Ermordung Theo van Goghs feststellen mussten." (APA/AP)