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Steve Hadley

Foto: REUTERS/Ho
Stephen J. Hadley meidet das Rampenlicht: Als Präsident George W. Bush Hadleys bisherige Chefin Condoleezza Rice zur künftigen Außenministerin ernannte und gleichzeitig verkündete, Hadley werde von nun an als Nationaler Sicherheitsberater agieren, saß dieser still in der ersten Reihe der Zuseher. Vom Fernsehen wurde er nur durch einen kurzen Kameraschwenk gewürdigt. Auch seit seiner Bestellung - der Posten des Nationalen Sicherheitsberaters liegt im Ermessen des Präsidenten und muss nicht vom Senat bestätigt werden - hat er kaum von sich reden gemacht.

Die Medien erinnern sich an ihn hauptsächlich deshalb, weil er nach Bushs berühmt-berüchtigter Rede zur Lage der Nation im Jänner 2003 als Sündenbock fungierte, der die Verantwortung für die Behauptung übernahm, der Irak wolle in Afrika Uran einkaufen - eine Aussage, die sich später dann als falsch entpuppte. "Ich hätte mich erinnern sollen, dass es da eine Kontroverse gegeben hatte", sagte er damals.

Stephen Hadley wurde 1947 in Toledo, Ohio, geboren, studierte an der angesehenen Cornell University und promovierte an der Yale Law School ein Jahr vor Bill Clinton. Bereits während der Regierung von Richard Nixon war er im Pentagon und im Nationalen Sicherheitsrat tätig.

Er war dabei, als Nixon 1974 nach dem Watergate-Skandal zurücktrat, und auch unter Gerald Ford blieb er präsent, bis dieser 1976 abgewählt wurde. Während der nächsten Dekade arbeitete Hadley als Anwalt in Washington und war unter anderem auch ein Mitglied der Tower Commission, die den Iran-Contra-Skandal unter Ronald Reagan untersuchte. George H. W. Bush holte ihn 1989 wieder ins Weiße Haus, wo er bis 1993 im Verteidigungsministerium verblieb.

Aus dieser Zeit stammen Hadleys enge Beziehungen zum jetzigen Vizepräsidenten und damaligen Verteidigungsminister Dick Cheney, der offenbar seine Hand im Spiel hatte, als die Nachfolge von Condi Rice für den Posten des National Security Advisors aufkam. Hadleys politisches Credo ist zwar konservativ, er wird jedoch nicht den Neokonservativen zugeordnet.

Hadley, der von Bush als "vollkommener Profi" bezeichnet wurde, ist bekannt für sein zurückhaltendes und bescheidenes Auftreten. Im Weißen Haus hat er den Spitznamen "Dad", und seine Mitarbeiter sind voll des Lobes, auch wenn sie ihn hie und da wegen seiner Neigung zum Erstellen von Listen hänseln.

Für Bush hat Hadley die wichtigste Voraussetzung, nämlich bedingungslose Loyalität, schon lange erfüllt: "Steve ist ein weiser Mann mit gutem Urteilsvermögen", so Bush vergangene Woche. Steve Hadley ist mit einer im Justizministerium angestellten Anwältin verheiratet; das Paar hat zwei Kinder. (Susi Schneider, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 22.11.2004)