In Wien glaubt man ja, dass Vorarlberg hinter dem Arlberg liegt. In Bregenz wird aber rasch klar, dass Hinterarlberg mit Tirol beginnt und bis in die Tiefen Pröllaniens reicht. Ist der Arlberg "vorübergehend unpassierbar", wofür ein paar Armlängen Neuschnee genügen, neigt der Restösterreicher zur überheblichen Ansicht, Vorarlberg sei "derzeit nicht erreichbar". Aber es verhält sich umgekehrt: Hinterarlberg hat sich abgemeldet, Vorarlberg ist dann der neue Osten des Westens.Hinterarlberg erklären Gefährlich ist es, will ein Wiener Hinterarlberg erklären, was ein Vorarlberger meint, wenn er etwas sagt, was der Wiener nicht kennt. Unlängst habe ich hier vom "Verkopftsein" geredet, einer Untugend der Moderne, vor der der Vorarlberger mit seinem inflationären "Tua di net verkopfa!" dringlich zu warnen scheint. - Prompte Reaktion aus Vorarlberg: "Tun Sie sich nicht verkopfen!" Das heißt: "Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf über eine Sache, von der Sie nichts verstehen!" (Dr. K., Lustenau.) Oder es heißt: "Grüble über nichts, worauf du keinen Einfluss hast, sonst ärgerst du dich zu früh, weil du weißt, worüber du dich später ärgern wirst." (Ch. T., Dornbirn.) Auf gut Hinterarlbergerisch: "Denk net noch, es geht vuabei." (W. Ambros, Wien.) (Danniel Glattauer, DER STANDARD Printausgabe 22.11.2004)