Algier/Berlin - Fünf seit Tagen in der algerischen Sahara vermisste deutsche Touristen sind wieder aufgetaucht und wohlauf, werden sich aber vor der Justiz verantworten müssen. Das teilte das algerische Innenministerium am Sonntag mit. Die fünf Deutschen hätten geschützte archäologische Fundstücke aus dem Nationalpark von Tassili entwendet und gegen die Auflagen für die Sicherheit von Ausländern verstoßen, die seit dem Geiseldrama im vergangenen Jahr in der algerischen Wüste gelten.

Ursprünglich vermisst

Die fünf Deutschen wurden am Samstagabend nach einer weiträumigen und intensiven Suchaktion in der Region von Djanet mehr als 1.500 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Algier aufgefunden. Sie waren nach den Angaben des Ministeriums in dem Tassili-Nationalpark 95 Kilometer von Djanet entfernt bei ihren Fahrzeugen. Die algerische Presse hatte zuvor spekuliert, die Deutschen könnten nach dem Muster des Geiseldramas im Jahr 2003 von Terroristen verschleppt worden sein. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes sagte in Berlin, die algerische Regierung habe das Außenministerium offiziell über das Wiederauftauchen der fünf Deutschen unterrichtet.

Gruppe trennte sich vom Führer

In der algerischen Presse war auch spekuliert worden, bei den fünf Deutschen handele es sich womöglich um "Pseudo-Touristen, die zu den Plünderern historischer Stätten gehören". Die Fünf, überwiegend Männer, waren nach den Angaben des Ministeriums am 11. November aus Tunesien eingereist und gemäß den Bestimmungen für Sahara-Reisen von einem Führer begleitet worden. Diesen hätten sie am 16. November plötzlich verlassen und sich allein auf den Weg gemacht. Der Führer meldete daraufhin sofort das Verschwinden. Es herrschten zunächst bange Ungewissheit und Verwirrung über das Schicksal der fünf Deutschen. Am Samstagabend dementierte das Tourismusministerium noch Radioberichte, sie seien aufgefunden worden. 32 Europäer, darunter zehn Österreicher und 16 Deutsche, waren im Februar 2003 von der islamistischen Gruppe GSPC verschleppt worden. Das jetzige Hin und Her von Gerüchten und Mutmaßungen erinnerte an das Geiseldrama im vergangenen Jahr. Praktisch täglich hatte es neue "Informationen" über Aufenthalt und Befinden der Geiseln gegeben. Diese waren schließlich im Mai und im August freigekommen. Eine Deutsche hatte die Torturen in der Wüste nicht überlebt. (APA)