Berlin - Im Streit um den Krankenversicherungs-Kompromiss der deutschen Christdemokraten und Christsozialen tritt Horst Seehofer als Vize-Fraktionschef der CDU/CSU zurück. Das gab der bayrische CSU-Politiker am Montag in Berlin bekannt. Zuvor waren Spitzenpolitiker der Union auf Distanz zu Seehofer gegangen und hatten gefordert, er solle in der Fraktion seine Zuständigkeit für den gesamten Sozialbereich abgeben. Offen war zunächst, ob Seehofer sein Amt als stellvertretender CSU-Chef behalten würde.

Der 55-Jährige hatte den Gesundheits-Kompromiss der Parteichefs Angela Merkel und Edmund Stoiber massiv kritisiert. Er nannte die geplanten Pauschal-Beiträge für Versicherte unsozial und sagte, er wolle das Konzept der CDU/CSU nicht mittragen.

Nach einem Krisengespräch mit dem Kritiker erklärte CSU-Parteichef Stoiber am vergangenen Donnerstag, Seehofer werde in der Bundestagsfraktion sein bisheriges Spezialgebiet Gesundheitspolitik abgeben, bleibe aber Fraktions- und Partei-Vizechef. Entgegen einer Absprache erneuerte Seehofer dann aber seine inhaltliche Kritik.

Am vergangenen Freitag stimmte der CSU-Parteitag in München mit großer Mehrheit dem Gesundheits-Kompromiss zu. Vorangegangen waren eine Verteidigungsrede Stoibers und deutliche Kritik einiger Delegierter an dem Konzept. Seehofer hatte nicht an dem Parteitag teilgenommen.

Seehofer war seit 1998 stellvertretender CDU/CSU-Fraktionschef im Deutschen Bundestag. Seit vier Jahren war er in dieser Funktion zuständig für die Bereiche Gesundheit und Soziales. Er vertrat zum Teil abweichende Positionen, gilt aber als ausgewiesener Experte. (APA/dpa)