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Swarovski-Kristall-Manager und Konzernsprecher Markus Langes-Swarovski sieht die Zukunft des Unternehmens vor allem in China, Indien und Russland.

Foto: APA/HANS KLAUS TECHT
STANDARD: Swarovksi hat im Vorjahr mit seinen drei Sparten Kristall, Optik und Schleifmittel rund 1,68 Mrd. Euro umgesetzt. Wie lief es heuer?

Langes-Swarovski: Hervorragend, die Gruppe wird um die 1,8 Mrd. Euro umsetzen, der Kristallbereich ist mit einem Zuwachs von 18 Prozent unser Wachstumsmotor. Besonders gut läuft es in Asien.

STANDARD: Die Krisenstimmung in Europa tangiert Sie nicht?

Langes-Swarovski: Interessanterweise haben wir auch hier tolle Zuwächse, besonders bei Schmuck und Textilien. Aber auch die Industrie, die wir beliefern, verarbeitet wieder mehr in Europa.

STANDARD: Sie lancieren immer neue Produkte, wollen 2006 ein Parfum präsentieren. Laufen Sie nicht Gefahr, die Marke Swarovksi zu verwässern?

Langes-Swarovski: Die Gefahr der Verwässerung ist natürlich immer da. Weil Kristall ein universelles Menschheitsphänomen ist, hat die Marke Swarovksi unendlich viele Chancen. Das ist Fluch und Segen zugleich, weil man auch viel falsch machen kann.

Wir wollen die Energie unserer Marke auf andere Umfelder transferieren, auch ins Architektonische. Wir werden demnächst ein Swarovski-Badezimmer präsentieren.

STANDARD: Swarovksi gehört 56 Familienmitgliedern, ist eine Personengesellschaft, entschieden wird im sechsköpfigen Beirat. Wie groß kann ein so kompliziert gesteuertes Unternehmen werden?

Langes-Swarovski: Unsere Eigentümerstruktur sichert uns Autonomie, unsere Eigenkapitalbasis ist so kräftig, dass wir stark weiterwachsen können.

Im Schnitt legen wir im Jahr 16 Prozent zu. Im Kristallbereich setzen wir heuer 1,3 Mrd. Euro um, diesen Umsatz wollen wir in den nächsten fünf Jahren verdoppeln.

STANDARD: Ohne frisches Geld?

Langes-Swarovski: Dieses Wachstum schaffen wir aus eigener Kraft. Im Kristallbereich gibt es keinen Grund, über zusätzliches Eigenkapital nachzudenken oder eine Kapitalgesellschaft zu bauen.

STANDARD: Manche Familienmitglieder wollen die Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft. Ein Teil der Familie wollte Tyrolit an Bosch verkaufen; es wurde verhindert.

Langes-Swarovski: Bei Tyrolit war der Großteil der Gesellschafter gegen den Verkauf, weil sie ihr Risiko gestreut sehen möchten.

Im Umfeld von Tyrolit läuft der Wettbewerb über Akquisitionen, da es gibt erhöhten Finanzierungsbedarf. Derzeit ist nicht abzuschätzen, ob man vielleicht zusätzliches Eigenkapital über einen Partner hereinholt.

STANDARD: Sind Ihre Entscheidungswege dabei hinderlich?

Langes-Swarovski: Nein. Unsere Entscheidungsfindung ist zäh, aber dafür durchdachter als anderswo.

STANDARD: Bei der Optik wurden die Chefs abgelöst, die für die Aufteilung der drei Standbeine auf die drei Familienstämme eintraten. Ist das durchdacht?

Langes-Swarovski: Manche ^Initiativen setzen sich eben nicht durch, das ist so bei Mehrheitsentscheidungen. Wenn dann Familienmanager weggehen, ist das der Preis, den wir zahlen.

In einem Familienunternehmen dürfen persönliche Animositäten keine Rolle spielen. Welche Chancen haben wir denn ausgelassen? Mir fällt nichts ein, der Erfolg gibt uns Recht.

STANDARD: Wo sehen Sie Ihre Zukunftsmärkte?

Langes-Swarovski: In China läuft es außergewöhnlich gut, das bleibt einer unserer strategischen Kernmärkte. Wir haben dort massive Expansionsgedanken, suchen einen regional angepassten musealen Sonderort; so wie es die Kristallwelten für Österreich sind.

STANDARD: Es fällt auf, dass Sie einen gewissen Hang zur Wortschöpfung haben.

Langes-Swarovski: Ich liebe das Erfinden neuer Worte. Am liebsten würde ich jeden Tag ein Wort erfinden, das ist auch gut fürs Unternehmen, das braucht einzigartige Worte.

STANDARD: Wir waren bei Ihren Expansionplänen.

Langes-Swarovski: Indien wird immer wichtiger. Und absolute Wachstumschancen sehen wir in Russland für unsere Couture-Kollektion. Weil die Russen mögen den Stil des Glamour und der Starallüren.

STANDARD: Bei Swarovski ist jetzt die fünfte Generation am Ruder. Wie beschreiben Sie Ihre Aufgabenstellung?

Langes-Swarovski: Die Zukunft des Unternehmens liegt in seiner Herkunft. Wir machen da schon fast archäologische Arbeit, indem wir jene Bausteine aus dem Boden herauspicken, auf die wir die Basis der Zukunft stellen.

STANDARD: Können Sie das konkretisieren? Werden Sie eine Kapitalgesellschaft gründen, eine Realteilung vornehmen?

Langes-Swarovski: Wenn es geschäftlich notwendig würde, würden wir auch eine gesellschaftsrechtliche Änderung tabulos andenken. Dafür sind auch alle anderen Gesellschafter offen genug.

Aber im Moment sind wir in einer sehr komfortablen Situation, die Strategien sind definiert, und wir können sie in der jetzigen Struktur wunderbar umsetzen. Die Risikostreuung mit drei Standbeinen ist uns sehr lieb. Das soll alles so bleiben. (DER STANDARD Printausgabe, 23.11.2004)