Graz – Peter Oswald, Intendant des steirischen herbstes, verwehrt sich gegen das von der Kleinen Zeitung gestreute Gerücht, nach dem das Festival am Rande des Konkurses stehe. Tatsache ist aber, dass am Montag eine neuerliche Sonderfinanzierung des Landes Steiermark – diesmal in der Höhe von 842.000 Euro – beschlossen wurde. Ein Drittel (273.000 Euro) sei der Ausgleich für die Subventionskürzung der Stadt Graz, die 2004 statt einer Million nur noch 726.000 Euro gewährte.

Finanzstadtrat Wolfgang Riedler (SP) und Kulturstadtrat Christian Buchmann (VP) widersprechen dieser Darstellung aber: Graz habe in den letzten Jahren immer nur 726.000 Euro zugesagt, lediglich 2002 und 2003 sei es aufgrund des Kulturhauptstadtjahres zu außertourlichen Erhöhungen gekommen. "Die Stadt ist nichts schuldig geblieben", beteuert Buchmann, der beim herbst eine "Finanzmisere" ortet. Was Oswald zurückweist: In seinem Budgetplan für 2004 hatte er mit einer Million seitens der Stadt gerechnet – und dieser wurde vom herbst-Präsidium, in dem u.a. Bürgermeister Siegfried Nagl (VP) sitzt, abgesegnet.

Die weiteren 570.000 Euro benötigt das Festival, um den fälligen Teil der Schulden zu zahlen, die im Zusammenhang mit der auf zehn Jahre angemieteten List-Halle entstanden: Oswald hatte sich 2002 entschlossen, Tonanlage und Bestuhlung nicht nach Bedarf anzumieten, sondern auf Pump zu erwerben.

Die nächste große Tilgungsrate steht für 2006 an. Dann aber ist nicht mehr Oswald Intendant. Seiner Nachfolgerin Veronica Kaup-Hasler, die weiterhin ohne Vertrag und Budget arbeitet, wurde jedoch ein Altlasten-freier herbst versprochen. Der Freundesverein soll daher in eine GmbH übergeführt werden, die beiden Eigentümer Stadt und Land wollen zudem die Finanzierung garantieren (700.000 Euro bzw. 1,4 Millionen). Richard Mayr, Berater von Landeshauptmann Waltraud Klasnic (VP), rechnet mit der Gesellschaftsgründung erst "im Lauf des nächsten Jahres".

Wie der herbst aus dem Mietvertrag aussteigen kann, ist noch nicht klar. Die List- Halle läuft weiterhin schwer defizitär, auch wenn das Betriebsergebnis 2003 weniger dramatisch ausfällt. Es beträgt 190.000 Euro, für 2005 rechnet Oswald mit einem Abgang von maximal 140.000 Euro.

Pikantes Detail: Der herbst blieb dem Eigentümer AVL in diesem Jahr zehn Monatsmieten schuldig. Das Land muss daher nicht nur den Verlust 2004 finanzieren, sondern auch die Jahresmiete in der Höhe von 216.000 Euro. (DER STANDARD, Printausgabe, 22.11.2004)