Rahmenbedingungen für Mütter und Kinder
Abtreibung
<b>Offener Brief</b> an die Erzdiözese Wien
SPÖ-Parlamentarierinnen sprechen sich gegen verpflichtendes Beratungsgespräch aus
Wien - Die SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Barbara
Prammer und die weiblichen SPÖ-Abgeordneten zum Nationalrat sowie die
weiblichen SPÖ-Mitgliedern des Bundesrates richten sich an den Pastoralrat der
Erzdiözese Wien, Generalsekretariat, in einem offenen Brief:
"Seit der Einführung der so genannten Fristenregelung vor 30 Jahren -
eine der bedeutendsten feministischen Errungenschaften - ist diese
Regelung immer wieder heftiger Polemik ausgesetzt.
Historische Erfahrung, belegt durch unzählige Studien, zeigt, dass
Androhung von Strafe keinen einzigen Schwangerschaftsabbruch
verhindert, sondern Frauen in die Illegalität drängt, ihr Leben und
ihre Gesundheit aufs Spiel setzt sowie größtes Leid verursacht.
Gesellschaftliche Mitverantwortung ist unbestritten und muss sich in
einer verstärkten Prävention ausdrücken. Kampagnen für
Verhütungsmittel dürfen auch die Verantwortung der Männer nicht außer
Acht lassen, Aufklärung an Schulen und in Jugendzentren, kostenlose
Abgabe von Verhütungsmitteln an Jugendliche müssen zur
Selbstverständlichkeit werden, damit der für Frauen nicht einfache
Schritt eines Schwangerschaftsabbruches gar nicht erst getan werden
muss. Eine mögliche Beratung brauchen wir daher im Rahmen der
Prävention und der Verhütung.
Gesellschaftliche Mitverantwortung zeigt sich auch in der Schaffung
von Rahmenbedingungen, die Frauen ein Leben mit Kindern leichter
machen. Es fehlen flexibel gestaltete Kinderbetreuungsplätze, es gibt
kein Recht auf Teilzeitarbeit bis zum Schuleintritt des Kindes, es
fehlt die sichere Möglichkeit der Rückkehr nach der Karenzzeit an den
Arbeitsplatz, damit eine Frau ihre finanzielle Lebensgrundlage und
die ihres Kindes eigenständig mit oder ohne Partner sichern kann.
Dringend notwendig ist auch die Verbesserung der Rahmenbedingungen
für jene Frauen, die sich für einen Schwangerschaftsabbruch
entscheiden. Durch die Schaffung der Möglichkeit, den Abbruch in
allen öffentlichen Krankenhäusern Österreichs durchführen zu lassen,
durch die Zulassung von Mifegyne, durch die Einrichtung von
Schutzzonen vor Kliniken, die Abtreibungen vornehmen, damit Frauen
nicht, wie heute auf der Tagesordnung, von radikalen
Abtreibungsgegnern bedrängt werden, nicht auch noch deren
Psychoterror ausgesetzt sind. Ein verpflichtendes Beratungsgespräch
wird den Druck, der ohnehin schon auf den Frauen lastet, durch
fehlende Objektivität noch erhöhen und eine selbst bestimmte
Entscheidung zusätzlich erschweren.
Niemand kann einer Frau die Entscheidung für oder gegen eine
Abtreibung abnehmen. Doch müssen die Voraussetzungen dafür geschaffen
werden, dass gut aufgeklärte Frauen, die über Verhütung bescheid
wissen, eine selbständige und unbeeinflusste Entscheidung treffen
können." (red)