Die Ukrainer gewannen überraschend in Utrecht.

Dnjepropetrowsk/Wien - Austria Magna hat mit der Ukraine im Europacup schon vier Mal Bekanntschaft gemacht, doch Dnjepr Dnjepropetrowsk ist für die Wiener fußballerisches Neuland. Der FC Tirol (Meistercup) und Admira/Wacker (UEFA) hatten allerdings einst erfolglos ihre Kräfte mit den Kickern aus der Schwerindustrie-Stadt gemessen. Dnjepropetrowsk, vor 1926 Jekaterinoslaw, liegt etwa 400 km südöstlich der ukrainischen Hauptstadt Kiew am Dnjepr, dem mit 2.201 km drittgrößten Strom Europas, ist mit etwas mehr als einer Million Einwohner eines der wichtigsten Industrie-Zentren des Landes.

Schöne internationale Erfolge

Im Fußball geben seit der Unabhängigkeit (1992) vor allem Dynamo Kiew und Schachtjor Donezk den Ton an, doch der FC Dnjepr (einmal Zweiter, fünf Mal Dritter) zählt ebenfalls zu den besseren Adressen. Derzeit spielt der 1925 gegründete Verein (Petrowski, Petrowez, Stahl, Metalurg lauteten seine Namen, ehe er Ende 1961 zum FC Dnjepr/ukrainisch Dnipro wurde), national als Neunter nach 13 Runden allerdings eine recht bescheidene Rolle. International lief es hingegen mit den Erfolgen im UEFA-Cup (gegen Petrzalka, Maccabi Haifa und in der Gruppenphase über Brügge und Utrecht) bisher sehr gut.

"Goldene Ära von Dnjepr"

Mit zunächst Andrej Biba ("Verdienter Meister des Sports") als Trainer und vor allem mit dem damals noch recht jungen Walerij Lobanowskij (ab Ende 1968), später Meistermacher von Dynamo Kiew und auch erfolgreicher Teamchef , trat Dnjepr erstmals aus seinem Schattendasein. 1969 wurde Rang eins in der ukrainischen Zone erreicht, 1970 der Aufstieg in die höchste Liga der UdSSR geschafft (Rang sechs zum Auftakt). Dann ging es wieder "hinunter" (1978) und "hinauf" (1980) und mit der Verpflichtung des Trainer-Duos Gennadij Schistik und Wladimir Jemez wurde die "goldene Ära von Dnjepr" eingeleitet.

Große Erfolge in den 80ern

1983 und 1988 UdSSR-Meister, 1987 und 1989 Rang zwei, 1984 und 1985 Platz drei. Als Draufgabe der sowjetische Cupsieg 1989. Da hieß der Trainer allerdings bereits Jewgenij Kutscherewskij. Aus dieser goldenen Ära stammten Stars wie Protassow, Liwtoschenko, Taran, Wischnewskij, Ljutij, Tscheretnik, Kudritzkij, Tischenko, Krakowskij, die im sowjetischen Fußball und später überwiegend auch bei Dynamo Kiew einen sehr guten Klang hatten.

Viele Nationalspieler

Dnipro ist derzeit auch in der ukrainischen Nationalmannschaft extrem präsent. Teamchef Oleg Blochin hatte für das WM-Qualifikationstreffen in Istanbul mit der Türkei (3:0-Sieg) gleich acht Mann - Radtschenko, Rusol, Matjuchin, Jeserskij (alle Abwehr), Rotan, Schelajew, Nasarenko (alle Mittelfeld) und Wenglinskij (Angriff) - einberufen, fünf davon (Jeserskij, Rusol, Schelajew die komplette Spielzeit, Rykun nach einer Stunde und Nasarenko die letzten Minuten) durften dann auch spielen.

Jaras Schmerz

Dass Dnjepr an gute alte Zeiten anschließen möchte, das hat man schon im Vorjahr bewiesen. Da wurde der HSV mit Kurt Jara auf de Trainerbank mit dem Gesamtscore von 4:2 (1:2 in Hamburg, 3:0 im 24.381 Zuschauer fassenden Meteor-Stadion) in Runde eins aus dem UEFA-Cup katapultiert.

Kein einziger Legionär

Mit Jewgenij Kuscherewskij ist wieder einer der Trainer der "goldenen Ära" auf der Kommandobrücke. Seine Mannschaft ohne einen einzigen Legionär und großen Star lebt vom Zusammenhalt, vom Kollektiv, der Disziplin, dem einfachen Fußball und setzt sich großteils aus Spielern des eigenen Nachwuchses zusammen.(APA)