Leipzig - Der Choreograf Uwe Scholz war ein Romantiker - auf der Bühne wie im Leben. An ihm schieden sich die Geister; seine neoklassischen Schöpfungen wurden entweder gefeiert oder ausgebuht. Der schnell international als Star in der Tanzszene geltende Künstler litt nach weltweiten Erfolgen jedoch an psychischen Problemen. Scholz erlag bereits am Sonntag (21. 11.) in einer Klinik bei Berlin einer Lungenentzündung.

Romantisch-künstlerisches Selbstverständnis

Sein romantisch-künstlerisches Selbstverständnis und Lebensmotto lässt sich auf die Formel bringen: Nur ein leidender Künstler ist ein richtiger Künstler. Diese Grundeinstellung, gepaart mit zunehmendem Spardruck, der den Ballettdirektor und Chefchoreograf der Oper Leipzig Ende der 1990er Jahre traf, war für ihn verheerend. Scholz selbst sprach im Juli 2004 von Depressionen und Mobbing, die ihn zu einer Auszeit zwingen würden.

Biografie

Der am 31. Dezember 1958 in Jugenheim (Hessen) geborene Tänzer und Tanzregisseur hatte als Vierjähriger seinen ersten Ballettunterricht. Später kamen Klavier-, Geigen,- Gitarren- und Gesangsunterricht hinzu. Seinen ursprünglichen Berufswunsch Dirigent gab der von den Ausdrucksmöglichkeiten des Tanzes faszinierte 13-Jährige auf.

1973 wurde er von John Cranko an der Ballettschule Stuttgart aufgenommen, wo er von dessen Nachfolgerin Marcia Haydée geprägt wurde. Noch in der Ausbildung choreografierte Scholz 1976 ein erstes Ballett. Nach Aufenthalten in London und New York kehrte er 1977 nach Stuttgart zurück und wurde nach dem Abschluss Mitglied des dortigen Balletts. 1982 wurde er zum "Ständigen Choreografen" ernannt und zog sich als Solist zurück. Zudem war er als Regieassistent, Opernchoreograf, Schauspielassistent und für das Fernsehen tätig.

Als Gast arbeitete er an Häusern und bei Festspielen weltweit, darunter die Wiener Staatsoper. Mit 26 wurde Scholz Ballettdirektor und Chefchoreograf der Oper Zürich, wo er mit einer Interpretation von Haydns "Schöpfung" debütierte. 1991 übernahm er in Leipzig eines der größten deutschen Ballett-Ensembles. 1994 schlug er einen Ruf der Deutschen Oper Berlin aus. Seine erste Lebens- und Schaffenskrise schrieben Beobachter dem Wechsel seines Intendantenfreundes Udo Zimmermann nach Berlin zu. Von der zweiten persönlichen und künstlerischen Krise erholte sich Scholz nicht mehr. (APA/dpa)