Wien - Die Baubranche geht gegen die Idee des neuen
ÖBB-Vorstandschefs Martin Huber, bis zu 4.000 ÖBB-Mitarbeiter in eine
eigene Baufirma auszugliedern, auf die Barrikaden. "Zur Versorgung
des überdimensionierten Personalapparates der ÖBB eine Baufirma zu
gründen und damit mit reell kalkulierenden Unternehmen in einen
ungleichen Wettbewerb zu treten, ist ein Schritt in die falsche
Richtung", kritisieren Bau Holding-Strabag-Konezrnchef Hans-Peter
Haselsteiner, gleichzeitig Vorsteher des Fachverbandes der
Bauindustrie, und der Bundesinnungsmeister des Baugewerbes, Johannes Lahofer, am Dienstag. Stattdessen solle die Bundesbahn ihr Kerngeschäft, die Personen-
und Güterbeförderung optimieren und die schleppende Bahnhofsoffensive
vorantreiben, heißt es in einer gemeinsamen Presseaussendung.
"Wettbewerb mit ungleichen Mitteln"
Der Hauptkritikpunkt: Ein mit Steuergeldern subventioniertes
Unternehmen, das nicht nach marktwirtschaftlichen Grundsätzen
kalkulieren muss, erledige nicht nur immer mehr in Eigenregie,
sondern trete nun offensichtlich auch am öffentlichen Markt mit
regulären Baufirmen in Konkurrenz. Der "Wettbewerb" findet mit
ungleichen Mitteln statt, da die ÖBB weder dem Bau-Kollektivvertrag,
noch der Bauarbeiter- Urlaubs- und Abfertigungskasse unterliegen. Bei
der Anmietung von Spezialgeräten könne auf die preisgünstigen
ÖBB-Rahmenbedingungen zurückgegriffen werden, außerdem blieben die
Transportkosten auf den ÖBB-Strecken unberücksichtigt und flössen
Overheadkosten nicht vollständig in die Kalkulation ein.
Zweifel an Rechtmäßigkeit
Max Steibl, Sprecher der Vereinigung der Bauindustrie (VIBÖ),
stellt im heutigen "WirtschaftsBlatt" überhaupt die juristische
Grundlage des Plans in Frage: "Man wird sicher untersuchen müssen, ob
das rechtlich haltbar ist". Es sei zu hinterfragen, wie die ÖBB von
ihrem "Heimvorteil" am freien Markt profitiere. Hubert Rhomberg von
der gleichnamigen Vorarlberger Baufirma befürchtet Marktveränderungen
besonders im Bereich Schiene, der zu den Hauptgeschäftsfeldern der
Rhomberg Bau gehört. (APA)