Steyr – Rund eine Woche nachdem die Standortverlagerung der Getriebemontage des Automobilzulieferers ZF von Steyr nach Passau bekannt wurde und dadurch rund 200 Jobs am oberösterreichischen Standort wackeln, rüsten sich jetzt Betriebsräte und Gewerkschaft für einen gemeinsamen Kampf gegen die drohende Schließung.

"Die ganze Aktion war wie ein Hüftschuss. Keiner hat damit gerechnet, dass die Verantwortlichen nach einer Aufsichtsratssitzung die Getriebemontage so im Vorbeigehen schließen wollen", kritisierte Betriebsrat Otto Taurer in einer Pressekonferenz am Dienstag in Linz.

Hoffen auf "Mutter"

Eine Schließung der Produktion sei "völlig unverständlich", erklärte auch der Landessekretär der Gewerkschaft Metall-Textil, Nationalratsabgeordneter Walter Schopf (SPÖ). "ZF Steyr steht heute ausgezeichnet da. Trotz schwieriger Zeiten haben wir in den letzten beiden Jahren den Turnaround geschafft", so Schopf. Der "Weg aus der Krise" sei nur durch massive Einschnitte wie Lohnkürzungen oder Kurzarbeit möglich gewesen, die die gesamte Belegschaft mitgetragen hätte, erklärte Betriebsrat Taurer. "Und als vorweihnachtliches Dankeschön wird die Produktion eingestellt", kritisierte er. Ein Beweis dafür, dass hinter der geplanten Schließung keine wirtschaftlichen Interessen stehen würden sei, dass eine Produktion bei ZF Passau "um 20 Prozent mehr kostet als in Steyr". Trauer präge zurzeit das Betriebsklima, aber die Angestellten "ballen auch die Fäuste in den Hosentaschen und wollen um ihren Betrieb kämpfen", erläutert Gewerkschafter Schopf.

Keine Gespräche

Die Hoffnung von Betriebsräten und Gewerkschaft liegt jetzt auf Gesprächen mit dem Vorstandsvorsitzenden der deutschen ZF-Mutter in Friedrichshafen, Siegfried Goll. "Wir fordern ein Gespräch mit Herrn Goll und wollen von ihm eine Standortgarantie für Steyr zumindest für die nächsten drei Jahre, sonst wird es schon nächste Woche die ersten länger andauernden Betriebsversammlungen geben", erklärte Schopf. Die Antwort aus Friedrichshafen dürfte für die Beteiligten aber eher enttäuschend sein: "Wir sind zu keinen Gesprächen bereit. Die ZF Passau ist eine eigene GmbH und somit alleine zuständig für ihre Tochter in Steyr", so Konzernsprecher Martin Demel gegenüber dem STANDARD. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.11.2004)