Brüssel - Die Zahl der HIV- Infektionen hat weltweit einen neuen Höchststand erreicht. Nach einer Dienstag in Brüssel veröffentlichen Studie der UNO und der Weltgesundheitsorganisation WHO leben derzeit 39,4 Millionen Menschen mit dem Aidsvirus. Fast fünf Millionen Menschen infizierten sich in diesem Jahr neu mit HIV, mehr als drei Millionen starben an Aids.
Krisenregion Nummer eins ist nach wie vor das südliche Afrika: Dort leben mehr als 25 Millionen Menschen mit dem HIV-Virus. Aber auch in Asien und Osteuropa ist die Zahl der Infektionen in den vergangenen zwei Jahren drastisch gestiegen. Fast die Hälfte der weltweit von HIV Betroffenen sind inzwischen Frauen.
Die AutorInnen der UNAIDS-Studie "HIV Status Report" drängen darauf, dass im Kampf gegen Aids weitaus mehr getan wird als bisher. Dringend sei ein Durchbruch in der medizinischen Forschung, da es noch immer keine Aussicht auf einen Impfstoff gebe.
Neue Strategien
Vor allem aber müssten neue Strategien entwickelt werden, um gerade die hohe Zahl der Neuinfektionen bei Frauen zu senken. Deshalb sei Aids nicht zu besiegen, wenn die Unterdrückung von Frauen in den Entwicklungsländern nicht überwunden werde. Armut, mangelhafte Bildung, Vergewaltigung und die fehlende Gleichberechtigung in vielen Ländern ist der Studie zufolge dafür verantwortlich, dass immer mehr Frauen an Aids erkranken.
Gewalt gegen Frauen sei eine weltweite Geißel, die insbesondere in armen Ländern die Ausbreitung des Aidsvirus begünstige. In vielen Entwicklungsländern hätten Frauen und Mädchen einfach keine Chance, Sex abzulehnen oder auf Kondome zu bestehen. Und für Millionen von Frauen sei Sex zudem die einzige Verdienstmöglichkeit. Zudem sei die Ansteckungsgefahr für Frauen beim Geschlechtsverkehr größer als für Männer. Und - vor allem in Asien - sei das Virus nicht mehr auf die Beziehungen zwischen Prostituierten und Freiern begrenzt. UNAIDS folgert daraus, dass es in vielen Ländern der Welt nicht mehr helfe, die Bedeutung von Ehe und langfristigen monogamen Paarbeziehungen zu betonen, wie es das US-Programm gegen Aids vorsieht. (AFP, AP, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 24.11.2004)