Für die SPÖ ist die PISA-Studie, wonach Österreich bei der Lesekompetenz vom 10. auf den 19.Platz abgerutscht sein soll, das Ergebnis der "grottenschlechten Bildungspolitik" der Regierung. SPÖ-Bildungssprecher Erwin Niederwieser meinte, es sei bereits jetzt klar, dass sich die radikale Kürzungspolitik der schwarz-blauen Koalition mit rund 10.000 Lehrer weniger und Kürzungen beim Förderunterricht auf die Qualität negativ auswirke.

"Grottenschlechte Bildungspolitik"

In einer Aussendung meinte Niederwieser, es zwar noch keine definitive Bestätigung der PISA-Berichte, man werde sich die Ergebnisse erst im Detail anschauen müssen. Aber fehlende Maßnahmen für schwächere Schüler könnten durch ein "Lesefit"-Programm nicht aufgewogen werden.

Die SPÖ werde am kommenden Bundesparteitag auf jeden Fall ein Bildungsprogramm beschließen, das Österreich im Bildungssektor wieder unter die Top Ten bringen werde. Er forderte Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) auf, endlich Maßnahmen - etwa in Zusammenhang mit der Zukunftskommission - zu setzen.

"Wirkliche Katastrophe"

Als "dramatisch" bezeichnet SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal den heute in den Medien kolportierten Absturz Österreichs bei der PISA-Studie 2003. "Wenn es stimmt, dass Österreich bei der Lesekompetenz auf den 19. Platz abgestürzt ist, dann haben wir es hier mit einer wirklichen Katastrophe zu tun, die eins zu eins auf die radikale Kürzungspolitik der schwarz-blauen Bundesregierung - insbesondere auf den fahrlässigen Kurs der amtsmüden Bildungsministerin Gehrer - zurückzuführen ist", so Broukal.

"Ausruhen auf nicht vorhandenen Lorbeeren"

Den Bildungssprecher der Grünen, Dieter Brosz, verwundert der offensichtliche Absturz Österreichs in der neuen PISA-Studie nicht. "PISA 2000 hat die Schwächen des österreichischen Schulsystems deutlich aufgezeigt. Im Vergleich mit zehn anderen EU-Staaten wirkte Österreichs System neben jenem Deutschlands sozial am selektivsten, die MigrantInnen schnitten am schlechtesten ab und die Mädchen wiesen in Mathematik und Naturwissenschaften signifikante Rückstände auf. Die Verschlechterung bei der neuen Studie ist das Ergebnis des Ausruhens auf nicht vorhandenen Lorbeeren," so Brosz.

"Schöngeredet"

"Bildungsministerin Gehrer hat das damalige Ergebnis von Platz zehn als Weltklasse schöngeredet, aber keinerlei Konsequenzen aus PISA 2000 gezogen," so Brosz weiter. Peinlich wirke nun Gehrers Ankündigung aus dem Jahr 2002, die Anzahl der leseschwachen SchülerInnen in Österreich um die Hälfte zu reduzieren. Sie wollte damit die EU-weite Zielsetzung einer Reduktion um 20% übertreffen. "Außer vollmundigen Ankündigungen hat Gehrer keinerlei Maßnahmen gesetzt. Das von ihr immer wieder propagierte Projekt 'Lesefit' ist ein Rohrkrepierer. Die meisten LehrerInnen haben davon noch nicht einmal etwas gehört," so Brosz weiter.

"Nur Mutmaßungen"

Kritik an der Veröffentlichung der Daten kommt vom Bildungsminiterium: Derzeit "allfällig kursierende Daten" über die Ergebnisse der PISA-Studie stellen laut dem österreichischen Bildungsministerium nur "Mutmaßungen" dar. Auf Grund der Vereinbarungen zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten und der OECD stünden die PISA-Daten bis 7. Dezember um 00.01 Uhr unter Embargo. Besitzer der Daten sei die OECD, hieß es in einer Aussendung. Alle am PISA-Prozess Beteiligten hätten sich vertraglich zur Vertraulichkeit verpflichtet und könnten vor Ablauf des Embargos keine Auskunft geben.

Die Deutsche Presse Agentur (dpa) hatte am vergangenen Wochenende deutsche Ergebnisse aus der internationalen Bildungsvergleichsstudie veröffentlicht. (apa)