Wien - Für Ashraf el Kurdi, den langjährigen Leibarzt des am 11. November verstorbenen palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat, ist die Frage nach dessen Todesursache noch längst nicht beantwortet - daher verlangt er nun eine Exhumierung. In einem Interview mit der am morgigen Donnerstag erscheinenden Info-Illustrierten NEWS fordert Kurdi "eine Autopsie durch völlig unabhängige Pathologen". Parallel dazu müsse ein "weltweit anerkanntes Expertenteam" den in Frankreich angelegten Krankenakt des palästinensischen Präsidenten analysieren.

Kurdi wolle eine Vergiftung Arafats nach wie vor nicht ausschließen. Auf die Aussage von Arafats Neffen Nasser al Kidwa, dass bei dem Verstorbenen keine Vergiftung festgestellt wurde, erklärte Kurdi: "Das mag schon sein, dass bei den toxikologischen Untersuchungen keine Giftspuren gefunden worden sind. Aussagekraft hat das aber für mich keine. Keine Spuren zu finden bedeutet noch lange nicht, dass kein Gift verwendet worden ist." Man könne nur bekannte Substanzen nachweisen.

"Kein Aids"

Die Spekulation, Arafat könnte an den Folgen von Aids gestorben sein, wies sein langjähriger Arzt zurück: "Nein, nein, ganz sicher nicht. HIV-Untersuchungen wurden durchgeführt, die Ergebnisse waren eindeutig negativ, also kein Aids."

Bevor Arafat am 29. Oktober von Ramallah in das französische Militärkrankenhaus Percy bei Paris ausgeflogen wurde, sei dieser nur körperlich, nicht aber geistig schwach gewesen. "Abu Ammar (Arafats Kampfname, Anm.) war bei völliger geistiger Klarheit, zeigte keinerlei Erinnerungslücken oder Gedächtnisschwächen", beteuerte Kurdi. Auffällig seien allerdings physische Symptome wie Gewichtsabnahme, gelbliche Haut und rote Punkte im Gesicht gewesen. Außerdem habe Kurdi einen extremen Thrombozyten-Mangel (Blutplättchen) feststellen können. Ursachen dafür könnten "eine bakterielle Vergiftung, eine Fehlfunktion des Rückenmarks, Krebs oder ein Mangel an Antikörpern" gewesen sein, so Kurdi.

Den Grund, warum er Arafat als dessen langjähriger Leibarzt nicht nach Frankreich begleiten durfte, kommentierte dieser mit der Vermutung, dass Arafats Frau Suha dagegen gewesen sei. (APA)