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Die oesterreichische Bio-Marke 'Ja! Natuerlich' feiert in diesen Tagen ihr zehnjaehriges Bestehen.

Foto: Reuters/BADER
Wien – "Das Jahr 2004 war eines der härtesten", sagt Veit Schalle am Mittwoch auf einer seiner raren Pressekonferenzen. Warum? "Wegen der Expansion der Diskonter. Aber wir sind noch im grünen Bereich." Im kommenden Jahr will Schalle, Generalbevollmächtigter von Rewe Austria (Billa, Merkur, Bipa, Penny/ Mondo, Emma) den Diskontern einiges entgegensetzen: Erstens wird Mondo komplett auf die internationale Mark Penny umgestellt (Schalle: "Ich kann Mondo einfach nicht mehr sehen."). Zweitens startet Mitte 2005 auch eine eigene Bioproduktelinie für den Rewe-Diskonter.

"Ja! Natürlich" zehnjährige Erfolgsgeschichte

Mit der Biomarke "Ja! Natürlich" schrieb Rewe, vormals BML-Konzern, eine zehnjährige Erfolgsgeschichte, die eben mit der Pressekonferenz am Mittwoch noch einmal vermittelt werden sollte. Der Umsatz habe im ersten Jahr, 1994, mit 30 Produkten rund 32 Millionen Euro betragen. "Und wir haben fürchterliche Verluste geschrieben", so Schalle, da die Qualität so schlecht gewesen sei. Zum Jubiläum werde man heuer mit 625 Produkten die 200-Millionen-Euro-Marke überschreiten, das entspreche in etwa fünf Prozent des Gesamtumsatzes von Billa und Merkur. In den nächsten Jahren sollen die Bioquote wie auch die Umsätze der Marke verdoppelt werden. Laut "Ja! Natürlich"-Geschäftsführerin Martina Hörmer gibt es Wachstumschancen bei Fleischprodukten, Obst, Früchten, Säften sowie Fertiggerichten.

7000 Biobauer

Rewe arbeitet im Biobereich mit 7000 Biobauern zusammen, von insgesamt 19.000 in Österreich. Die Lieferanten kommen zu einem Großteil aus dem Pinzgau (S), dem Waldviertel (NÖ) sowie dem Seewinkel. Ausländische Bioproduzenten kommen zum Zug, wenn es etwa um Zitrusfrüchte geht oder wenn der österreichische Markt nicht ausreichend liefern kann. "In Süditalien gibt es eine lange Biotradition", so Schalle. Die Qualitätskontrolle werde über internationale Zertifizierungsorganisationen sowie hausintern bewerkstelligt.

Lampert kaum erwähnt

Detail am Rande: Der langjährige "Mr. Ja! Natürlich", Werner Lampert, wurde in der gesamten Präsentation am Mittwoch gerade einmal von Schalle erwähnt. In einer Jubiläumsbroschüre fehlt er überhaupt. Eine Legende besagt ja, dass Lampert bereits 1993 dem damaligen Billa-Eigentümer Karl Wlaschek seine Idee von einer Biolinie für den Supermarkt in einer handgestrickten Version präsentiert habe. Schalle sagt hingegen, er sei von den Ideen eines Engelbert Perlinger (Tiroler Biopionier) sowie vom Müsli-Boom der 80er beeinflusst worden. Jedenfalls, Lampert und Schalle haben dann doch eine neunjährige – in Zahlen erfolgreiche – Partnerschaft zusammengebracht. Diese wurde in der Branche viel beachtet – hie der knallharte Kaufmann, der das Geschäft von der Pike auf kennt, da der bärtige Ökovisionär. Im Sommer 2003 trennten sich die Wege – nach Streits über Strategien und Bezüge sowie dem Flop von Lamperts Wellness- Produkten "Alpha Pan". (Leo Szemeliker, Der Standard, Printausgabe, 25.11.2004)