Alexandra Bader
"Das erste Vorurteil, welches das weibliche Geschlecht vom Studieren abhält, behauptet, Frauen könnten in der Gelehrsamkeit nichts Tüchtiges zuwege bringen. Ich würde mich nicht wundern, wenn dieses Vorurteil nur beim männlichen Geschlecht vorherrschte: Denn diesen Menschen ist nichts selbstverständlicher, als anderen weniger zuzutrauen als sich selbst; aber es verwundert doch sehr, dass viele Frauen die Gelehrsamkeit verabscheuen, weil sie glauben, nicht über die notwendigen Kräfte zu ihrer Erlangung zu verfügen." So argumentierte die erste promovierte deutsche Ärztin Dorothea Erxleben in ihrer 1742 erschienen "Gründlichen Untersuchung der Ursachen, die das weibliche Geschlecht vom Studieren abhalten". Gleichbehandlung Heute werden solche "gründlichen Untersuchungen" im Rahmen von Frauenforschung an den Universitäten durchgeführt. Damit ist aber nicht nur gemeint, sich anzusehen, wie mit Studentinnen und weiblichen Lehrenden umgegangen wird. Es geht auch darum, welche Rolle das Geschlecht des Forschenden in der Wissenschaft spielt. Man hatte ja über Jahrhunderte einen Begriff von Wissenschaft, der als objektiv galt, obwohl er nur von Männern geprägt wurde. Heute ist gesetzlich vorgeschrieben, dass bei der "Gestaltung der Studien" an unseren Universitäten "die Gleichbehandlung von Frauen und Männern sowie die Gleichwertigkeit der Frauen- und Geschlechterforschung mit anderen Forschungsbereichen" berücksichtigt werden müssen. Der "Frauenblickwinkel" ist in allen Studienbereichen wichtig, und es werden zunehmend Vorlesungen dazu angeboten. Im Überblick sind diese im "Frauenweb" in der Rubrik "die Frauenforscherin" unter der Internetadresse http://frauenweb.at/kovo abrufbar. Diese "Frauenvorlesungen" befassen sich z. B. mit "Arbeit und Geschlecht" (an der Wiener Wirtschaftsuniversität) oder mit Medizin und mit Politikwissenschaften (an der Universität Innsbruck). In Linz gibt es seit Oktober 1999 einen frauenspezifischen Studiengang der Rechtswissenschaften, und in Innsbruck wird ebenfalls seit Beginn des Wintersemesters ein so genannter "Interfakultärer Wahlfachstudiengang Feministische Gesellschafts- und Kulturwissenschaften" gelesen. Schließlich hat heuer am Bundesinstitut für Erwachsenenbildung in Strobl am Wolfgangsee das zweijährige "Feministische Grundstudium" begonnen mit Modulen zu Themen wie Frauengeschichte, feministische Rechtstheorie, Wissenschaftsgeschichte und Frauensprache. Dieser Studiengang richtet sich zwar auch an Studentinnen, jedoch ebenso an bereits berufstätige Frauen, die sich für "Frauenstudien" interessieren (deshalb finden die Vorlesungen etwa einmal im Monat an ein paar aneinander folgenden Tagen statt). Eigene Koordinationsstellen für Frauenforschung An den Universitäten Wien, Graz und Linz unterstützen auch eigene Koordinationsstellen Frauenforschung und Frauenstudien. Damit ist ebenso die Analyse der Studienbedingungen von Frauen gemeint, die etwas mehr als 100 Jahre nach der Öffnung der Universitäten für Frauen so aussehen: Zwar sind 57,6 Prozent der Studienanfänger weiblich, 47,1 Prozent der Studierenden, 45,5 Prozent der Absolventen - aber nur 12,4 Prozent der Dozenten und 4,7 Prozent der Professoren. Damit die Universitäten ihrer "besonderen Verpflichtung als Vorreiter auch im gesellschaftspolitischen Feld der Gleichbehandlung" nachkommen, hat das Wissenschaftsministerium letztes Jahr ein "Weißbuch zur Förderung von Frauen in der Wissenschaft" veröffentlicht. Die angehende Frauenforscherin kann sich auch an die Frauenreferate der Hochschülerschaft wenden (siehe unter http://frauen.oeh.net ) und in Frauentutorien von Höhersemestrigen unter die Fittiche genommen werden. Informationen zu Frauen in der Wissenschaft und Frauenforschung bietet die Schriftenreihe "Materialien zur Förderung von Frauen in der Wissenschaft", die vom zuständigen Ministerium herausgegeben wird.