Wien - Wann immer im Fernsehen die grauenhaften Bilder von einem weiteren palästinensischen Selbstmordattentat in Israel auftauchen, sind sie zu sehen: Männer mit wallenden Bärten und leuchtend gelben Warnwesten, die sich über die zerfetzten Körper der Opfer beugen und noch das kleinste Stückchen aufsammeln.

An die tausend überwiegend streng orthodoxe Freiwillige zählt die Organisation Zaka, Berufstätige, die mit Pagern zu den Einsatzorten dirigiert werden. Sie retten und bergen aber auch Überlebende, unabhängig von deren Religionszugehörigkeit. Als einzige NGO Israels wurde Zaka von der UNO anerkannt.

Gewandelter Rebell

Vielleicht könnten sie aufgrund ihres Glaubens diesen Dienst an der Gemeinschaft eher leisten als andere, meinte Zaka-Gründer Jehuda Meschi Zahav am Dienstag vor Journalisten in Wien. Der graubärtige Mann, der älter als seine 45 Jahre aussieht, wirkt sanft und ernst.

Und doch war der Spross einer seit vielen Generationen in Jerusalem lebenden Familie früher ein radikaler Anführer jener Orthodoxen, die einen Staat Israel (vor der Ankunft des Messias) ablehnten, und gegen weltliche Auswüchse wie Autofahren am Schabbat demonstrierten.

Zur Kehrtwendung sei es gekommen, als Meschi 1989 zur Unglücksstelle eines Busses kam, der nach einem Attentat brennend über eine Böschung gestürzt war, erzählt Zaka-Sprecher Zelig Feiner. 17 Menschen starben damals, niemand kümmerte sich um die Identifizierung der Toten.

Eingedenk des jüdischen Prinzips von der Achtung der Toten begann Meschi mit dem Aufbau seiner Organisation. Heute nutzt Zaka zur Identifizierung neueste DNA-Methoden und ist damit "leider Weltspitze", so Feiner. Auch nach Anschlägen in der Türkei oder, wie heuer im ägyptischen Taba, wurde sie aktiv.

Feiner betont, dass die Aktivitäten weit darüber hinausgehen. So birgt Zaka auch die Opfer von Verkehrsunfällen. Nach dem Muster von Pizzaboten stellte sie eine Truppe von mehr als hundert Motorradfahrern auf, die sich, eine Erste-Hilfe-Box auf dem Rücksitz, durch Verkehrsstaus zu Unfallstellen schlängeln. Finanzielle Unterstützung vom Staat gibt es für diese Aktivitäten nicht.

Dafür hat aber Jehuda Meschi Zahav, der einstige antizionistische Rebell aus Jerusalem, eine Brücke zu den weltlichen Israelis errichtet. Am Unabhängigkeitstag 2001 entzündete er bei der offiziellen Feier sogar eine Fackel zu Ehren des Staates Israel. (est/DER STANDARD, Printausgabe, 25.11.2004)