Foto: Margarete Neundlinger
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Alte Glaslampenschirme, wie sie weiland in jedem zweiten Wohnzimmer hingen, führen heute ein Schattendasein. Von den zyklischen Retro-Wellen links liegen gelassen, sind sie höchstens noch auf diversen Flohmärkten oder in Caritas-Lagern zu finden. Oder eben im Möbelfundus der Wiener Volkshilfe. Hier fand sie auch Patrick Rampelotto, seines Zeichens Design-Student an der Wiener Universität für angewandte Kunst. Und verpasste dem biederen Lampenschirm einen Relaunch. Ganze 40 Kilo wiegt seine aus unzähligen Glaslampenschirmen zusammengebastelte Deckenlampe, ein Glas- und Nirosta-Ungetüm, das die hergebrachte Funktion des Schirms beibehält, auch wenn er einen unzweideutigen Anstrich erhielt.

"Unsere Studenten verpassten Möbel, die aus der Entrümpelung kommen, eine neue Identität", erklärt James Skone den Grundgedanken des Projekts Montagmöbel, eine Reihe von "Ready Mades", die am 30. November in Kooperation mit dem Dorotheum im Wiener MAK versteigert werden. Darunter eine Sitzbank mit alten Holzsessellehnen, ein mit Zottelplüsch überzogener Schreibtisch, ein Sessel aus wunderbar federnden, ausrangierten Skiern oder eine Liege aus in Filz verpackten alten Kleidern.

Bereits ein Mal hat man an der Wiener Angewandten mit dem Möbelfundus der Volkshilfe, dem "Würfel", in dem sich Langzeitarbeitslose auf die erneute Berufstätigkeit vorbereiten, zusammengearbeitet. Damals ging es um Teppiche, denen neues Leben verpasst wurde. Als der Designer James Skone im vergangenen Jahr dann seine neue Professur in Wien antrat, griff er das Projekt wieder auf - jetzt allerdings in der Dreidimensionalen. "Derzeit ist Montagmöbel ein Pilotprojekt, die Studierenden der Angewandten übernahmen die Gestaltungsaufgaben, die Mitarbeiter des ,Würfels' die Produktion." Wie man auf den Namen Montagmöbel gekommen ist? "Das hat mit einer gehörigen Portion Humor zu tun", erklärt Skone, "Freitagtaschen gibt es ja bereits, ebenso wie Sonntagsfahrer. Ab jetzt gibt es eben auch Montagmöbel."

Humor sollte man auch angesichts von nicht wenigen der zu versteigernden Objekte (die Ausrufungspreise liegen zwischen 200 und 1800 €) an den Tag legen. Die Verwendung des ausgeschnittenen und aufgeklappten Tisches ist wohl genauso eine Herausforderung wie jene des mit Holzstoppeln ausstaffierten "Fakir's Seat". Oder der als Stauraum zweckentfremdeten Toilette. Einige der 20 Möbel haben dagegen durchaus das Zeug zur Serienreife. "Das freut mich natürlich besonders", sagt James Skone, dem es die mit Altkleidung voll gestopfte Chaiselongue (von Kristina Kollarics) und die schön gearbeitete Sesselbank (von Steffi Walch) angetan haben. Auf manchen dieser Möbel werden selbst Montage zu Sonntagen. (DERSTANDARD/rondo/hil/26/11/04)