Bagdad - Die größte Partei der sunnitischen Moslems im Irak hat am Mittwoch wegen der Unruhen in den sunnitischen Gebieten eine Verschiebung der für den 30. Jänner geplanten Wahlen gefordert. Zugleich beteuerte sie, am politischen Prozess in dem Golfstaat beteiligen zu wollen. Die Wahlen sollten verschoben werden, bis die Differenzen mit der schiitischen Bevölkerungsmehrheit und den Kurden ausgeräumt und die Notstandsgesetze aufgehoben seien, forderten die Irakische Islamische Partei und sieben kleinere Gruppen, die durchwegs sunnitische Araber repräsentieren.

Die Gruppierungen verlangten zunächst eine "nationale Aussöhnung vor Wahlen, um allen politischen Fraktionen die Teilnahme am politischen Prozess zu ermöglichen." "Wir fordern eine Verschiebung der Wahlen, bis unsere Forderungen erfüllt sind," hieß es. Sie riefen jedoch nicht, wie jüngst mehrere sunnitische Geistliche, zum Boykott der Wahlen auf.

Die Irakische Islamische Partei hatte sich am 9. November aus Protest gegen die von US-Truppen angeführte Großoffensive gegen die sunnitische Rebellen-Hochburg Falluja aus der irakischen Übergangsregierung zurückgezogen.

Viele sunnitische Moslems, die etwa 20 Prozent der Bevölkerung des Irak stellen, fürchten, dass sie nach der Wahl eine untergeordnete Rolle spielen werden. Rund 60 Prozent der Iraker sind Schiiten. Überdies haben die Kurden im Norden des Landes bereits eine weitgehende Autonomie. d (APA/Reuters)