Ein paradeliberalisierender Wirtschaftsminister, der die Post per Verordnung zurück in die Planwirtschaft schicken will, ein angeblich aus der Privatwirtschaft kommender Vizekanzler, der auszuckt, weil ein Konzern unrentable Filialen schließen will - was derzeit rund um die Gelbe Post abgeht, ist kaum zu fassen. Hätte es noch eines Beweises bedurft, dass der Staat ein schlechter Eigentümer ist, ausgerechnet die schwarz-blaue Regierung erbringt ihn zurzeit eindrücklich.

Sie verlangt vom lange Jahre unrentabel geführten gelben Riesen allen Ernstes, wofür sie bei Billa oder Spar nicht einmal ein verständnisloses Kopfschütteln ernten würde: die Erbringung unrentabler Services immer und überall, am besten bis in alle Ewigkeit. Nicht einmal bei der ebenfalls teilweise im Staatsbesitz befindlichen OMV würde jemand auf die Idee kommen, diese zur Abgabe von Treibstoff in unbesiedelten Gegenden zu verdammen. Aber bei der Post, glauben deren Eigentümervertreter offenbar, bekommen alle etwas.

Natürlich ist es nicht besonders lustig, wenn in einer mit den täglich gebrauchten Gütern und Services ohnehin nicht üppig versorgten Landgemeinde nach dem Greißler auch noch das Postamt zugesperrt wird. Selbstverständlich hätten sich die Postmanager mit den gegen die Abwanderung kämpfenden Bürgermeistern besser abstimmen und intensiver nach Alternativen suchen müssen.

Ein Defizitmachen, wie es Vizekanzler Gorbach und Wirtschaftsminister Bartenstein der Post verordnen wollen, ist sicher nicht die Lösung des Problems. Gefragt sind "kreative Lösungen", wie sie Gorbach populistisch verlangt. Die sollten von ihm selbst kommen, denn er wird sie auch zahlen müssen. Sonst gibt’s vom Postamt Christkindl kein Dividendenpackerl. (Der Standard, 25.11.2004)