Innsbruck - Ein überraschender Fund ist bei einer Kapellenrenovierung auf Schloss Ambras bei Innsbruck gemacht worden. Bei den Arbeiten an der St. Nikolaus-Kapelle wurde ein Reliquiengrab entdeckt. Das mit geprägtem Leder überzogene Holzkästchen soll 1566 eingemauert worden sein.

Als bei den Renovierungsarbeiten der neugotische Altar vorübergehend entfernt wurde, kam der gemauerte mittelalterliche Altar zum Vorschein, in dessen Unterbau das Sepulcrum, ein "Reliquiengrab", entdeckt wurde. Im Inneren des Kästchens befanden sich nach Angaben vom Donnerstag 15 beschriftete Papierbriefchen mit Reliquien verwahrt. Die Beschriftungen sind teils in lateinischer, teils in deutscher Sprache verfasst. Das Kästchen soll, nachdem es einige Zeit in der Ausstellung präsentiert wurde, wieder im Altar eingemauert werden.

Wechselhafte Geschichte der Kapelle

Die wechselhafte Geschichte der St. Nikolaus-Kapelle reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Nach ihrer ersten Weihe im Jahr 1330 folgten zahlreiche Umbauten. So wurde die Kapelle unter Erzherzog Ferdinand II. (1529 - 1595) im Zuge der Adaptierungen des Schlosses für seine nicht standesgemäße Ehefrau Philippine Welser nachhaltig umgestaltet. Das heutige Erscheinungsbild der Kapelle geht aber auf das 19. Jahrhundert zurück, als der Statthalter von Tirol, Erzherzog Karl Ludwig (1832-1896), die schadhaften Wandmalereien des 16. Jahrhunderts abschlagen ließ und eine allgemeine Neugestaltung in Auftrag gab.

Der Innsbrucker Maler August Wörndle malte die Kapelle "al secco" aus. Dabei orientierte er sich stilistisch an den Nazarenern, ikonographisch an den ursprünglichen Malereien des 16. Jahrhunderts. Nach seinen Entwürfen schuf die Innsbrucker Glasmalereischule die bunt leuchtenden Glasfenster. Ebenfalls aus dieser Zeit stammen die Kirchenbänke und der neugotische Altar mit der Statue des Heiligen Nikolaus vom Bildhauer Michael Stolz.

Wiedereröffnung im Dezember

Mit ihrer neugotischen Ausstattung stellt die Kapelle im Schloss ein wichtiges Bindeglied vom Mittelalter über die Renaissance bis zur jüngeren Vergangenheit dar. Im unmittelbar anschließenden, durch zwei Rundbögen verbundenen Kapellenvorraum wird der Kapellenschatz präsentiert: bis ins 14. Jahrhundert zurückgehende Ablassbriefe, wertvolle gotische Skulpturen, kostbares Augsburger Kirchensilber, seltene, reich bestickte Meßgewänder aus dem 16. Jahrhundert.

Im Zuge der Einrichtung eines Museum im Schloss Ambras wurden 1880 vor allem gotische Exponate aus den Beständen der Wiener kaiserlichen Sammlungen nach Innsbruck geholt und auch Ankäufe aus Privatbesitz getätigt. Neben Objekten, die unmittelbar zur Kapellenausstattung gehören, stammen einige der gezeigten Stücke aus diesen Provenienzen. Der Kapellenvorraum bildet damit eine sinnvolle Ergänzung zur Ausstellung spätmittelalterlicher Bildwerke, die seit 1996 im gegenüberliegenden Bergfried präsentiert wird und deren Prunkstück der Georgsaltar Kaiser Maximilians I. ist.

Die Kapelle war seit vielen Jahren dem Publikum nicht mehr zugänglich. Am 4. Dezember wird das neugotische Kleinod durch Abt Raimund Schreier von Stift Wilten geweiht und wieder eröffnet. (APA)