Wien - Einer aktuellen deutschen Studie zum Thema Gewalt gegen Frauen zufolge, erlebt jede 4. in einer Paarbeziehung lebende Frau körperliche Gewalt. Bei einem Drittel dieser Frauen kam es zu mehr als 10 Gewaltübergriffen. Dazu erklärte Martina Ludwig, die Vorsitzende des Vereins Wiener Frauenhäuser, am Donnerstag: "Die Studie bestätigt: Gewalt passiert überwiegend in den eigenen vier Wänden und wird meist vom (Ex)-Partner ausgeübt. Frauen müssen gute Ressourcen vorfinden, damit sie sich aus der Gewaltbeziehung befreien können."

Der Verein Wiener Frauenhäuser bietet seit mehr als 26 Jahren misshandelten Frauen und Kinder Schutz, Unterstützung und Hilfe. Auch heuer benötigten bereits bis Ende September 322 Frauen und 276 Kinder eine Zuflucht, aber auch mehr als 2000 Notrufe und telefonische Kurzberatungen wurden durchgeführt. "Viele dieser Frauen haben oft ein jahrelanges Martyrium hinter sich, sie beschreiben ihre Gewalterfahrungen wie eine Art von Gehirnwäsche, die Gewalt wurde lange verheimlicht, das Selbstvertrauen ist zerstört, sie zweifeln an der eigenen Wahrnehmung und sie leiden an körperlichen Folgeerscheinungen, wie Depressionen, Schlafstörungen und sind generell Krankheitsanfälliger", bestätigt Andrea Brem, Geschäftsführerin, die Ergebnisse der deutschen Studie aus der Praxis.

Schulungen im Exekutivbereich

Andrea Brem weiter: "Um von Gewalt betroffene Frauen noch besser unterstützen zu können, müssen alle Anlaufstellen kompetent, rasch und einfühlsam reagieren. Durch entsprechende Fachinformation an Ärzten, Richterschaft, Schulen, etc. könnte viel an Aufklärung und Sensibilisierung zu opferfreundlichen Interventionen bewirkt werden. In Wien waren solche Schulungen im Exekutivbereich sehr erfolgreich."

Anti-Stalking

"Viele Frauen sind nach Trennungen oft Nachstellungen, Auflauern und Verfolgungen ausgesetzt. Diese Form der Gewalt - das sogenannte Stalking - ist derzeit nicht strafbar, die Installierung eines Antistalkinggesetzes wäre eine weitere wichtige Maßnahme um Opfer von Gewalt besser unterstützen zu können", betonte Martina Ludwig abschließend. (red)