Die PISA-Experten wollten die bisher bekannt gewordenen Daten wegen der bestehenden Sperrfrist (7. Dezember, 00.01 Uhr) weder dementiert noch kommentieren. Gleichzeitig hielten sie aber fest, dass "die einseitige Darstellung einzelner Rangplätze ohne die Berücksichtigung von statistischen Bandbreiten und internationalen Bezugspunkten zu falschen Interpretationen führen kann".
Kritik an Gehrer
Erneut im Kreuzfeuer der Kritik stand Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V). Deren "Beschwichtigungskurs" sei endgültig gescheitert, sie müsse ihre "Blockadepolitik" gegenüber den Vorschlägen der Zukunftskommission für die Schule aufgeben, meinte SP-Chef Alfred Gusenbauer, der eine grundlegende Modernisierung des Bildungssystems für notwendig erachtet.
"Langfristige Versäumnisse"
Die Grünen werfen Gehrer "langfristige Versäumnisse" vor, alle bei der aktuellen PISA-Studie getesteten Schüler hätten ihre komplette Schullaufbahn unter der Ära der seit 1995 amtierenden Ministerin absolviert. Gehrer habe die Weichen in die vollkommen falsche Richtung gestellt, "die Ergebnisse werden nicht besser, sondern dramatisch schlechter", so der Grüne Bildungssprecher Dieter Brosz.
FPÖ will Rücknahme der flexiblen Schuleingangsphase
Für die Freiheitlichen forderte deren Bildungssprecherin Mares Rossmann die Rücknahme der 1998 von Gehrer eingeführten flexiblen Schuleingangsphase. Lernschwächen würden damit in die oberen Klassen mitgeschleppt. Die freiheitliche Vizepräsidentin des Wiener Stadtschulrats, Monika Mühlwert, plädierte für eine laufende Lernzielkontrolle in Form unangekündigter Tests in der Schule. Der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider (F) machte in erster Linie die ehemalige rot-schwarze Koalition für das schlechte PISA-Ergebnis verantwortlich, da sie sämtliche Schulgesetze zu Verfassungsgesetzen gemacht habe, was heute wichtige Reformen im Schulbereich unmöglich mache.
"Spekulationswettlauf"
"International schweren Schaden" fügt Österreich nach Ansicht von ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon die derzeitige Diskussion über einzelne kolportierte Zahlen aus der PISA-Studie zu, der SPÖ warf er in diesem Zusammenhang einen "Spekulationswettlauf" vor. Amon zeigte sich "erschüttert über das Niveau", auf dem diese Mutmaßungen diskutiert würden, tief greifende Analysen seien erst nach dem 7. Dezember möglich.
Lehrergewerkschaft
Das Grundproblem der mangelnden Lesefähigkeit vieler Jugendlicher sieht AHS-Lehrergewerkschafterin Eva Scholik bereits im Vor- und Volksschulbereich. Wenn Kinder in dieser Zeit nicht ordentlich Lesen lernten, sei es schwierig, dies später nachzuholen. Ein vor allem in Wien vorherrschendes Problem sei auch die mangelnde Beherrschung der Unterrichtssprache. Auch der Vorsitzende der Pflichtschullehrer-Gewerkschaft, Walter Riegler, sieht darin einen Grund für das schlechtere PISA-Resultat und nennt darüber hinaus auch die Kürzung von Ressourcen und die Vorbildwirkung der Eltern. An den Volksschulen liege es jedenfalls nicht.
Elternvereine