Die Swisscom darf sich Hollywoods Glitzerwelt noch nicht unter den Nagel reißen: Die Wettbewerbskommission (Weko) will den geplanten Zusammenschluss mit der Filmrechte-Vermarkterin Cinetrade genau unter die Lupe nehmen.

Die vorläufige Prüfung habe Anhaltspunkte dafür ergeben, dass damit eine marktbeherrschende Stellung begründet oder verstärkt werde, gaben die Wettbewerbshüter am Donnerstag bekannt. Deshalb werde die Weko den Deal einer vertieften Prüfung unterziehen.

Die Swisscom hatte Ende September 49 Prozent an der CT Cinetrade vom damaligen Alleinbesitzer Stephan Sager gekauft und sich eine Option auf die Übernahme der Mehrheit gesichert. Damit legte der "Blaue Riese" die Hand auf Tausende von Hollywood-Streifen.

Denn die Cinetrade Gruppe besitzt mit der KITAG die zweitgrößte Kinokette der Schweiz (37 Säle) und PlazaVista, welche Homevideos und DVDs anbietet. Zudem gehören der Zürcher Firma zwei Drittel des Bezahlfernsehsenders Teleclub, dessen restliche Anteile bei Ringier liegen.

Als Juwel der Gruppe gelten die Schweizer Rechte an mehreren tausend Filmen. Mit einigen Hollywood-Studios hat Stephan Sager Exklusivrechte ausgehandelt, dessen Kontakte zur Traumfabrik der Swisscom bereits viel Geld wert gewesen sein sollen.

Mit dem Kauf erhält die Swisscom Zugang zum reichen Know-how der Cinetrade für den Erwerb und das Vermarkten von Rechten an Filmen, Serien und Sportübertragungen. "Wir dagegen sind Anfänger in dem Geschäft", sagte Swisscom-Chef Jens Alder vor zwei Monaten.

Die Swisscom reagiert mit dem Schritt auf die Konkurrenz durch den Kabelnetzbetreiber Cablecom, der immer stärker ins Telekommunikationsgeschäft drängt. Darum schlägt der "Blaue Riese" im TV- und Filmgeschäft zurück.

Um Kunden zu locken, will der Schweizer Branchenführer immer mehr Programminhalte auf seinen Vertriebskanälen verbreiten. So wurde vor kurzem ein Test mit TV aus der Telefonbuchse gestartet. Bei einem Erfolg soll "Bluewin TV" Mitte 2005 großflächig auf dem Festnetz eingeführt werden.

Zudem bietet der Telekomkonzern seit wenigen Tagen auch Fernsehen übers Handy an. Und kleinere Kabelnetzbetreiber können bei der Swisscom TV-Programme beziehen.

Die Expansionspläne des Telekomkonzerns haben die Wettbewerbshüter auf den Plan gerufen. "Bisher gab es keine Verbindung von Programmanbieter und Infrastrukturbetreiber", sagte Weko-Vizedirektor Patrik Ducrey auf Anfrage. Dies ändere sich mit dem Zusammengehen von Swisscom und Cinetrade. "Da sehen wir ein Problem", sagte Ducrey.

"Das Zusammenschlussvorhaben führt möglicherweise zu einer Begründung bzw. Verstärkung der Marktstellung von Swisscom", schreibt die Weko. Näher untersucht würden die Auswirkungen im Bezahlfernsehmarkt und im Markt für die Beschaffung von erstklassigen Film- und Sportsendungen.

Für die vertiefte Prüfung lässt das Gesetz den Wettbewerbshütern vier Monate Zeit. Wie lange die Untersuchung effektiv dauere, "kann ich nicht sagen", sagte Ducrey.

Der neuerliche Schritt kommt für die Swisscom laut Sprecher Christian Neuhaus überraschend. Denn ursprünglich war der Konzern der Meinung gewesen, der Cinetrade-Kauf sei bei der Weko nicht einmal meldepflichtig.

Dennoch zeigt sich die Swisscom zuversichtlich, dass die vertiefte Prüfung der Weko ergeben werde, dass die Übernahme wettbewerbsrechtlich unbedenklich sei, wie Neuhaus sagte. Ins selbe Horn stößt Cinetrade-Vize Wilfried Heinzelmann. (APA)