Startklar bewirbt sich die SPÖ derzeit in einer Art Zwischenwahlkampf nach einer Panne im Sommer jetzt auch mit einem neuen Wirtschaftsprogramm - das erste seit 1979, und die wirtschaftliche Großwetterlage ist der damaligen nicht so unähnlich: Der Ölpreis macht Sorgen, das Wachstum ist lau, die Aussichten stimmen wenig optimistisch. Noch ein anderer Umstand kommt der SPÖ zugute: Die Nulldefizitpolitik des Schüssel-Grasser-Kurses ist wie eine Seifenblase zerplatzt. Angesichts eines steigenden Budgetdefizits (in absoluten Zahlen das höchste der Zweiten Republik, relativ gesehen kleiner) tut sich die SPÖ leichter damit, nicht als "Deficit- Spender" vom Dienst abgetan zu werden - eine Parole, mit der konservative Regierungen in aller Welt gerne vor unberechenbaren Linken warnen. Sehr links ist das Wirtschaftsprogramm der SPÖ ohnedies nicht: Die gesenkte Körperschaftssteuer und die so genannte Gruppenbesteuerung, die heftig als Geschenk an Konzerne kritisiert wurde, bleiben unangetastet, zumindest bis auf Weiteres. Wettbewerbsfähigkeit ist der SP ein Bekenntnis wert, Klein- und Mittelbetriebe werden als Basis des heimischen Wohlstands umworben, und Sorge der Besserverdienenden vor der unumgänglichen "Verteilungsgerechtigkeit" werden abgewiegelt: Es muss auch nach der Umverteilung klar sein, dass mehr in den Taschen derer bleiben, die besser verdienen. Was all das im Konkreten letztlich heißt - zum Beispiel bei der Entlastung der Arbeit durch wertschöpfungsorientierte Elemente - zeigen letztlich erst Regierungsverhandlungen. Mit diesem Programm jedenfalls ist die SPÖ startklar - für Koalitionsverhandlungen in jede Richtung. Unternehmer müssen sich davor jedenfalls nicht fürchten. (DER STANDARD, Printausgabe, 26.11.2004)