Es ist alarmierend für Europa, dass Russland offenbar meint, es könne sich in die Politik der Ukraine einmischen und letztlich sogar deren Präsidenten bestimmen: Durch seine demonstrative Parteinahme für Janukowitsch hat Putin der Welt signalisiert, dass Wahlen nur dann demokratisch sind, wenn sein Favorit gewinnt. Aber Demokratie ist nicht das Produkt der Vorlieben irgendeines ausländischen Führers sondern ein Prozess. Und dieser Prozess wurde in der Ukraine missbraucht - wahrscheinlich unter Einsatz russischer Gelder, sicher aber mit Unterstützung russischer Berater.
Russland ist dabei, einen großen Fehler zu begehen. Denn über kurz oder lang wird diese Politik der Einmischung den Einsatz militärischer Mittel erfordern. Russland kann aber ein Land mit 50 Millionen Einwohnern, deren überwältigende Mehrheit unabhängig sein will, nicht kontrollieren, ohne dabei sich selbst zu zerstören. Russische Soldaten, die in einem fremden Land auf fremde Bürger schießen, wären für alle eine Katastrophe - gerade auch für Russland.
Statt weiter stur auf "seinem" Kandidaten zu beharren, sollte Putin daher lieber dem Ruf nach friedlichen Verhandlungen folgen. Noch ist es nicht zu spät, seine Haltung diesem internationalem Konsens anzupassen. Und genau darauf muss die EU insistieren. Denn gerade jene, denen die Zukunft Russlands am Herzen liegt, sollten für eine Lösung eintreten, die den Willen des Ukrainer respektiert.
Die EU ist ein Zentrum der Demokratie. Wenn Europa auch eine Macht sein will, muss es seinen Einfluss, insbesondere gegenüber seinen neuen Mitgliedern geltend machen und seine enorme ökonomische und kulturelle Kraft umsetzen in Außenpolitik. Wann, wenn nicht jetzt?