Kiew/Berlin - Die ukrainische Opposition warf Russland indes vor,
Spezialeinheiten der Armee nach Kiew entsandt zu haben, um
Ausschreitungen zu provozieren und anschließend hart durchzugreifen.
"Ich bestätige die Präsenz von russischen Spezialeinheiten in Kiew,
ich kann genau sagen, wo sie sich aufhalten", sagte
Oppositionssprecher Boris Tarassuk am Freitag dem bulgarischen
Fernsehsender bTV. Sie hätten sich mit ukrainischen Armeeuninformen
getarnt und seien mit Maschinengewehren bewaffnet. Dies lasse
"Schlimmes befürchten". Tarassuk warf den russischen Einheiten vor,
sie planten "einen Einsatz zur körperlichen Liquidierung der
demokratischen Oppositionsführer".
Die Opposition wisse von einem Plan, mit dem Zusammenstöße
zwischen den Anhängern von Regierungskandidat Viktor Janukowitsch und
den Oppositionsanhängern um Viktor Juschtschenko provoziert weden
sollten, sagte der Sprecher. Tarassuk ist Chef des außenpolitischen
Ausschusses im ukrainischen Parlament und ein enger Mitarbeiter von
Oppositionsführer Juschtschenko.
Deutscher Grün-Abgeordneter hät Gewaltanwendung Moskaus in Kiew für möglich
Der außenpolitische Sprecher der Grünen, Ludger
Volmer, schließt ein gewaltsames Eingreifen Moskaus in der Ukraine
nicht aus. Man könne sich "nicht so ganz sicher sein, leider", dass
es die russische Regierung bei einer politischen Einflussnahme
belasse, sagte Volmer am Freitag im RBB-Inforadio. "Deshalb ist die
Situation, auch, wenn sie im Moment als euphorisch geschildert werden
kann, subtil auch sehr gefährlich."
Die Europäische Union tue im Moment alles, "dass es zu dieser
Zuspitzung nicht kommt", sagte Volmer. Dass der EU-Außenbeauftragte
Javier Solana in die Ukraine reise, sei "ein sehr starkes Signal".
SPD-Außenpolitiker glaubt nicht an Eingreifen: Würde Kooperation mit Westen zerstören
Der SPD-Außenpolitikexperte Gernot Erler rechnet nicht mit einem
militärischen Eingreifen Russlands in der Ukraine. "Das kann nicht im
Interesse Russlands sein", sagte Erler am Freitag im ZDF. "Das würde
auch alles, was Russland mit dem Westen bisher verabredet hat, und
die Kooperation wirklich zerstören." Auch in Moskau habe man ein
Interesse daran, "dass hier nicht eine völlig chaotische Situation in
der Ukraine entsteht". "Ein Präsident, der keine Autorität hat,
(Viktor) Janukowitsch, hilft auch Russland nicht weiter." (APA/dpa)