New York - Magenkrebs könnte nicht durch das Gewebe des Organs selbst hervorgerufen werden, sondern durch Knochenmarkszellen. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie der Columbia University gekommen. Die Zellen scheinen in den Magen zu wandern, um den durch eine bakterielle Infektion verursachten Schaden zu reparieren. Die in Science veröffentlichten Forschungsergebnisse stellen viele der bestehenden Annahmen über die Entstehung von Krebserkrankungen in Frage. Die Folge könnte die Entwicklung von völlig neuen Behandlungsansätzen sein.

Magenkrebs wurde lange mit Infektionen durch Helicobacter pylori in Zusammenhang gebracht, das auch Magengeschwüre verursacht. Es wurde angenommen, dass das Bakterium die Magenwände irritierte, Gewebeschäden sowie Entzündungen verursachte und so das Entstehen von Krebszellen begünstigte. Die aktuelle Studie mit Mäusen zeigte, dass das Vorhandensein von Helicobacter pylori tatsächlich ein Krebsauslöser ist. Entscheidend waren jedoch nicht die Zellen der Magenwand. Das Bakterium konnte vielmehr laut BBC in noch unreifen Knochenmarkzellen nachgewiesen werden. Es scheint daher so zu sein, dass diese Zellen als Reaktion auf den durch die Bakterieninfektion hervorgerufenen Schaden in den Magen wandern. Ihr Versuch diesen Schaden zu reparieren, scheint für das Entstehen von Krebs verantwortlich zu sein.

Weitere Untersuchungen erforderlich

Knochenmarkszellen wurden bei Mäusen beobachtet, wie sie sich 20 Wochen nach der Infektion im Gewebe der Magenwand festsetzten. In der Folge begannen die Zellen abnormale Formen anzunehmen, die jenen im Frühstadium einer Krebserkrankung glichen. Der leitende Wissenschafter Timothy Wang erklärte, dass diese unerwarteten Ergebnisse zu neuen Verfahren der Diagnose und Behandlung vieler Krebsarten führen könnten. Vorteile erwartet er sich vor allem für all jene Krebsarten, die mit chronischen Entzündungen von Magen, Speiseröhre, Lunge, Bauchspeicheldrüse oder Leber zusammenhängen.

Einige Experten stellten die Gültigkeit der neuen Theorie in Frage und argumentierten, dass diese Zellen nur mit bereits im Magen vorhandenen Zellen verschmelzen würden. Wang räumte ein, dass weitere Untersuchungen erforderlich seien, um die genauen Vorgänge zu erforschen. (pte)