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Grafik: APA
Frankfurt - Der Euro hat am Freitag auch die Hürde von 1,33 Dollar locker übersprungen und nimmt nach Einschätzung von Analysten nun Anlauf auf die 1,35 Dollar. Die europäische Gemeinschaftswährung kletterte im frühen Handel auf 1,3329 Dollar. Es war der vierte Tag in Folge, dass der Euro auf ein Allzeithoch stieg. Im Handelsverlauf gab er dann wieder etwas nach. Später dementierte Aussagen eines chinesischen Zentralbankers in einem Zeitungsbericht über die Reduzierung von Dollarbeständen hatten die US-Währung zeitweise deutlich unter Druck gesetzt.

Der 1999 eingeführte Euro hat damit seit seinem Tiefstand im Oktober 2000, als er bei 82 US-Cents lag, rund 60 Prozent hinzu gewonnen. Als Hauptgründe für den schwachen Dollar gelten das riesige Haushalts- und Außenhandelsdefizit der USA.

Keine Anzeichen für Dollar-Stützung

Bisher gibt es keine Anzeichen für eine konzertierte Aktion der EZB und anderer Zentralbanken zur Stützung des Dollar. "Die 1,35 Dollar sind nun ganz bestimmt im Visier, aber wie schnell wir dort hinkommen, weiß ich nicht", erklärte Riz Din von Barclay's Capital in London. Die Aussichten auf eine Intervention seien eher gering.

Michael Schubert von der Commerzbank in Frankfurt am Main erklärte, der Dollar rutsche ein wenig schneller, als er erwartet habe. Mit Blick auf die Spekulationen gegen den Dollar sagte er, es sei offenkundig schwierig, den Zug zu stoppen. Eine Kombination aus einer Intervention der Zentralbanken und positiven Wirtschaftsdaten aus den USA könnten aber auf die Bremse drücken.

Der schwache Dollar erleichtert den USA das Exportgeschäft. Auch gegenüber dem japanischen Yen ist er auf den Tiefstand Stand seit fast fünf Jahren gerutscht.

China reduzierte Dollar-Reserven

"Ich weiß überhaupt nichts über Chinas Devisenreserven und weiß auch nichts darüber, welche Maßnahmen die staatliche Devisenverwaltung an den Devisenmärkten ergriffen hat oder ergreifen wird", sagte Berater Yu Yongding, Mitglied des geldpolitischen Ausschusses der Zentralbank, am Freitag. Die in Schanghai erscheinende Wirtschaftszeitung "China Business News" hatte zuvor berichtet, Yu habe gesagt, das Wachstum von US-Schatzanleihen in chinesischen Beständen habe sich in diesem Jahr verlangsamt. Die Summe betrage nun 180 Milliarden Dollar. China habe seine Bestände an Dollarwerten reduziert, um die durch die anhaltende Schwäche der US-Währung entstandenen Verluste zu begrenzen. Mit einem Gesamtwert von rund 514 Milliarden Dollar Ende September verfügt China nach Japan über die weltweit größten Devisenreserven.

Marktteilnehmer beobachten derzeit mit Argusaugen auch Bemerkungen von Notenbanken zu ihren Devisenbeständen. Zuletzt hatte der Euro deutlich gegenüber dem Dollar zugelegt, nachdem die russische Zentralbank mitgeteilt hatte, ihre Eurobestände zu überprüfen. Händler haben daraus abgeleitet, dass die Notenbank in Moskau Umschichtungen zu Gunsten des Euro vornehmen könnte.

US-Notenbankchef Alan Greenspan hatte vergangene Woche den Dollar ebenfalls mit der Bemerkung unter Druck gesetzt, der Appetit der Anleger auf Dollar-Investments könnte angesichts des Leitungsbilanzdefizits des Landes sinken. (APA/Reuters)