Eisenstadt - Zu einem Aktionstag gegen die Schließung von Postämtern hatten die SPÖ und der Sozialdemokratische Gemeindevertreterverband am Freitag aufgerufen. In jenen 20 Gemeinden, die von Schließungsplänen betroffen sind, fanden Protestveranstaltungen statt. Dabei wurden auch Unterschriften für eine Änderung der Universaldienstverordnung gesammelt. In Jois beteiligte sich auch Landeshauptmann Hans Niessl (S) an dem Protest. Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden waren am Donnerstag bei einem Gespräch im Landhaus in Eisenstadt informiert worden.

Fast unmöglich in ein Postamt zu kommen

Besorgt blickt man im südburgenländischen Olbendorf in die Zukunft: "Wir sind eine Gemeinde mit 1.800 Hektar und neun Ortsteilen." Für manche Bürger sei es fast unmöglich, in ein Postamt in einer Nachbargemeinde zu kommen, so Bürgermeister Otto Holper.

Der 1.500 Seelen-Ort stand nach anfänglichen Gerüchten vor zwei Jahren doch nicht auf der Schließungsliste. Im Zuge der Adaptierung des Postamts seien rund 118.000 Euro investiert worden. Unter anderem habe die Gemeinde die Miete für ein Ausweichlokal bezahlt und die Übersiedelung organisiert, so Vizebürgermeister Wolfgang Sodl. Die Aussicht, im Fall einer Schließung ein Alternative zu finden, stuft Ortschef Holper nicht allzu hoch ein: "Ich glaube nicht, dass wir Chancen haben, einen Postpartner zu finden."

"80 Prozent im Burgenland zusperren"

Wenn Postämter in Gemeinden wie Hornstein mit 2.650 Einwohner geschlossen werden, "dann müsste man 80 Prozent im Burgenland zusperren", meint der dortige Bürgermeister Herbert Worschitz. Eine Schließung wäre für die Bevölkerung, besonders für älteren Leute, "eine Katastrophe", so der Ortschef. Dass das örtliche Postamt "extrem defizitär" sei - denn nur solche würden laut Post geschlossen - könne er nicht nachvollziehen. Er kenne aber noch keine Zahlen. Zum Gemeindegebiet von Hornstein gehöre auch ein Industriegebiet mit 700 bis 800 Beschäftigten.

Protest gegen die geplanten Schließungen kam auch von der Arbeiterkammer: "Sollten die Schließungspläne umgesetzt werden, stehen bald 56.000 Burgenländer ohne Postamt da", so AK-Präsident Alfred Schreiner in einer Aussendung. Der AK-Präsident appellierte an die politische Verantwortung des Bundes, der Aushöhlung des ländlichen Raumes einen Riegel vorzuschieben. Der Kahlschlag im Post-Bereich sei kein Einzelfall.

Interessen des ländlichen Raumes bedroht

Landeshauptmann Hans Niessl, der sich Aktionstag vor dem Postamt der Gemeinde Jois beteiligte, erklärte, er sehe durch die Schließung von Postämtern vitale Interessen des ländlichen Raumes bedroht. Das Burgenland habe schon 2001/02 48 Postämter verloren - außerdem habe der Bund Gendarmerieposten geschlossen, im Bildungsbereich gekürzt und die Förderung des Nahverkehrs drastisch reduziert: "Die Lebensqualität in unseren Dörfern ist bedroht, wenn ihnen durch eine falsche Politik der Bundesregierung Zug um Zug die Grundversorgung abgegraben wird."

Die Post steigere ihren Gewinn heuer von 47 auf 83 Mio. Euro, so SPÖ-Klubobmann Christian Illedits. Den Löwenanteil davon schöpfe der Finanzminister als Sonderdividende ab. "Die schwarz-blaue Bundesregierung spart das Postnetz im ländlichen Raum kaputt, um ihr Budget zu sanieren - das ist unverantwortlich", so Illedits in einer Aussendung. (APA)