Malabo/London - Wegen Beteiligung an einem Putschversuch in Äquatorialguinea sind am Freitag mehr als 20 Angeklagte aus dem In- und Ausland zu langen Gefängnisstrafen verurteilt worden. Das Gericht in Malabo verzichtete auf die in zwei Fällen beantragte Todesstrafe. Dies könnte die Aussichten eines Gesuchs an Südafrika erhöhen, den ebenfalls beschuldigten Sohn der früheren britischen Premierministerin Margaret Thatcher auszuliefern.

Der südafrikanische Waffenhändler Nick du Toit, für den die Staatsanwaltschaft die Todesstrafe gefordert hatte, muss 34 Jahre ins Gefängnis. Auch der Oppositionspolitiker Severo Moto entging dem Todesurteil und wurde in Abwesenheit zu 63 Jahren Haft verurteilt. Acht weitere im Exil lebende Oppositionsführer aus Äquatorialguinea erhielten Gefängnisstrafen von 52 Jahren.

Langjährige Haftstrafen wurden auch gegen zwölf Südafrikaner und Armenier verhängt, die sich nach Überzeugung des Gerichts als Söldner anwerben ließen. Die Anwälte der Verurteilten kündigten Berufung an.

Insgesamt haben die Behörden des zentralafrikanischen Landes Dutzenden Männern aus Europa, Asien und Südafrika vorgeworfen, sich zu einem Putsch gegen Präsident Teodoro Obiang im März verschworen zu haben. Ein Beschuldigter, ein Deutscher, starb im Gefängnis. Mark Thatcher ist in Südafrika im Zusammenhang mit den Verschwörungsvorwürfen angeklagt, Äquatorialguinea fordert seine Auslieferung.

London wusste offenbar vom Putschplan in Äquatorialguinea

Die britische Regierung hatte laut einem Bericht des "Observers" schon Monate vor dem Putschversuch in Äquatorialguinea Kenntnis von dem Vorhaben. Ein früherer Kommandant einer Spezialeinheit in Südafrika habe zwei britische Geheimdienstbeamte um die Jahreswende 2003/2004 detailliert darüber informiert, berichtete die Londoner Sonntagszeitung. Entgegen ihren internationalen Verpflichtungen habe die britische Regierung den vom Putsch bedrohten Präsidenten Teodoro Obiang jedoch nicht unterrichtet.

Der südafrikanische Kommandant Johann Smith erklärte der Zeitung zufolge, er habe sich als Berater Obiangs verpflichtet gefühlt, die ihm zugetragenen Informationen weiterzugeben. Neben dem britischen Geheimdienst habe er seinerzeit auch einen ranghohen Vertreter des amerikanischen Verteidigungsministeriums informiert. Laut "Observer" nannte Smith in seinem Bericht mehrere Schlüsselfiguren des gescheiterten Putsches vom März. 20 von ihnen wurden am vergangenen Freitag in Äquatorialguinea zu Haftstrafen bis zu 63 Jahren verurteilt.

Der britische Außenminister Jack Straw erklärte unlängst vor dem Londoner Unterhaus, er habe im Jänner vertrauliche Informationen über einen Umsturzversuch in dem mittelafrikanischen Land erhalten. Diese hätten jedoch nicht von unabhängiger Seite verifiziert werden können, weshalb er auch nichts unternommen habe. Zu dem jüngsten "Observer"-Bericht äußerte sich das Außenministerium vorerst nicht. (APA/AP)