Hildegunde Piza trug maßgeblich zur Planung und Durchführung der Händetransplantation am Attentatsopfer Theo Kelz bei. Sie leitete nicht nur das 18-köpfige österreichische Ärzteteam, dem am Mittwoch, den 8. März 2000, die Operation an beiden Händen gelang, sondern operierte selbst. Die Planung war, laut Piza, der springende Punkt gewesen. In der Anfangsphase waren nur sie und der ihr vorgesetzte Oberarzt Hussl beteiligt gewesen. Margreiter kam dann dazu, seine Funktion war: alles ins Rollen zu bringen. Wichtigster Punkt war und blieb, laut Piza, die Logistik. Eine Entnahme außerhalb des Umraumes der Klinik, wie sonst bei Organtransplantationen üblich, wurde von Hildegunde Piza abgelehnt. Der Spender sollte aus dem Gebiet Innsbruck oder Umraum stammen. Erster Alarm Schon am 23. Dezember 1999 gab es den ersten Probeeinsatz als ein Spender gefunden schien. Die Ärztin musste damals überstürzt aus Wien einreisen. Aber auch diese Eventualität war in der Operations-Einsatz-Planung vorab geklärt worden. Den Erfahrungswert von Wiederherstellungsoperationen in der Klinik in Innsbruck nützte die auch aus der Unfallchirurgie stammende Ärztegruppe um Piza. Wichtig war weiters, sagte die Operations-Leiterin, dass dienstags vor der Operation das Team alle Kompetenzen verteilt und jegliche Aufgabe bis ins letzte Detail geplant hatte. Diese vorab stattgefundenen ausführlichen Gruppengespräche waren auch protokolliert worden. Ethische Bedenken Die teilweise kolportierten ethischen Bedenken, solch eine Operation durchzuführen, sieht Piza nur auf einer Seite berechtigt. Auf der der Angehörigen des Toten, dessen Hände entnommen wurden. Daher wurden auch Bemühungen gemacht, diese Frage zu klären. Die Betroffenen wurden informiert und um Erlaubnis gebeten. Piza befürwortet an und für sich das österreichische Transplantationsgesetz. Dieses erlaube auch eine Entnahme ohne Befragung von Spender-Angehörigen. In diesem speziellen Fall wurde aber besondere Rücksicht genommen. In einem im Dezember des Vorjahrs im AKH Wien stattgefundenen Symposion war u.a. auch von der Verletzung der Integrität der Toten bei Spender-Entnahmen gesprochen worden. Piza hatte sich hinsichtlich dieses Standpunktes für die Befragung der Angehörigen des Spenders entschieden. Zumal die Hände auch meist bei der Trauerfeier, wie auch das Gesicht des Toten, sichtbar gemacht werden. Hinsichtlich der ethischen Bedenken gegenüber dem Patienten der die Hände transplantiert bekam, räumte Piza jegliches Argumentation vom Tisch. "Kelz war gut informiert, er war auch mit dem Lyonneser Patienten in Verbindung getreten. Er hat im vollem Bewusstsein zugestimmt, diese Operation an sich ergehen zu lassen und ebenso die folgende lebenslange Einnahme der Medikamente, die eine Abstoßung vermindern sollen." Meine Hände Auch psychische Probleme wurden als Risiko zur Genesung aufgeworfen. Piza kontert damit, dass Kelz bei der ersten Visite nach dem Eingriff die transplantierten Hände als die seinen voll akzeptiert hat. Ein mentales, von der Ärztin zur Vorbereitung auf den langen Weg zur Funktionalität der Hände, veranlasstes Trainingsprogramm hat ihn schon vor der Operation motivieren können. Auch waren lange ausgiebige Ärztegespräche von großem Nutzen, um den Patienten auf die Folgen vorzubereiten. Die Operation selbst dauerte zwar lang, sei aber, da es sich um Extremitäten handle nicht so schwerwiegend wie andere Transplantationen sein können. Das Danach sei vielmehr der kritische Punkt. Nicht aus Jux und Tollerei Zwar sei diese Operation keine mit absoluter Indikation begangene, da ein Überleben auch ohne Hände stattfinden könne. Aber erstens seien die Voraussetzungen gegeben gewesen, dass Kelz operiert werde, da er außer der Behinderung, durch das Fehlen der Hände, auch noch unter erheblicher Sehschwäche leide. Zweitens, sei laut Piza eine immunologische Besserung durch die motivierte Psyche des wiederhergestellten Patienten zu erwarten. Letztendlich musste die Klinik Innsbruck die Entscheidung, ob transplantiert wird, tragen. Auch der Vorwurf des "Probebetriebs Klinik" bzw. des "Versuchobjektes Mensch" wurde von Piza rasch entkräftet. Kelz dürfte stark unter seiner Behinderung, die durch furchtbare Umstände während eines Diensteinsatzes als Polizist eingetreten war, gelitten haben. Die psychische Belastung des Polizisten war groß gewesen. Man habe sich dazu entschlossen, zu helfen. Schließlich seien Universitätskliniken wie diese in Innsbruck dazu da, in solchen Situationen Hilfestellung zu leisten. Nicht die Wichtigste aber eine der Spannendsten Die Plastische Chirurgin, die nicht nur das Team leitete sondern auch selbst mitarbeitete, sie entfernte die Spenderhände und operierte die Nervenbahn der rechten Hand, bezeichnete diesen Eingriff als spannenden aber nicht den wichtigsten in ihrer beruflichen Karriere. Die Operation habe aber unter besonderem Teamgeist stattgefunden. Vor allem die Organisation wäre für sie besonders faszinierend gewesen. Faszination Hand Die Leiterin der Universitätsklinik für Plastische und Wiederherstellungschirurgie in Innsbruck war zuvor in Wien Lainz als Leiterin der Plastischen-Chirurgie tätig. Ihre Antrittsvorlesung in Innsbruck an der Klinik hatte den Titel: "Faszination Hand". Die aktuellen Anfragen vieler Patienten vergangener Jahre, mit denen sie immer noch in Kontakt steht, die sie als Leiterin der Operation nur nebenbei erwähnt und ihre Person als solche dadurch in ihrer führenden Funktion in Medien zu unterbewertet sahen, wischt die erfahrene und bescheiden gebliebene Ärztin, Hildegunde Piza, mit einem Satz weg: "Die Arbeit ist mir wichtiger." Das Interview führte: Brigitta Bernart-Skarek für diestandard.at