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Der Aufwärtstrend für den Euro bleibt intakt.

Foto: APA/dpa/dpaweb/Büttner
Wien - Der Euro hat am Freitag auch die Hürde von 1,33 Dollar glatt übersprungen und dürfte - kleine Erholungen bis auf 1,3070 eingerechnet - nun die 1,36 in Angriff nehmen. Auch der Yen stieg zum Dollar auf ein Fünfjahreshoch.

Eine Trendwende ist Analysten zufolge nicht in Sicht. "Der Dollar könnte bis unter 1,31 zurückkommen, das Signal bleibt für den Euro aber bullish", formuliert Charttechniker Robert Schittler von der Raiffeisen Zentralbank. Das heißt: Der Aufwärtstrend für den Euro bleibt intakt.

Vor allem die Angst, dass die chinesische Notenbank, eventuell auch Russland, ihre Dollarreserven deutlich reduzieren könnten, um ihre Verluste dort zu begrenzen, drücken auf den Dollar.

Dollarreserven

Mit rund 514 Mrd. Dollar per Ende September verfügt China nach Japan weltweit über die größten Dollarreserven. Da die asiatischen Notenbanken aber einer Aufwertung ihrer Währungen entgegen wirken wollen, um ihre Exportmärkte zu schützen, bleibt der Euro als Ventil. Dazu gesellt sich die überwiegende Meinung der Marktteilnehmer, dass die Europäische Zentralbank zu Stützungskäufen nicht bereit sei - und die Frage, wie weit diese überhaupt effektiv sein könnten.

In den vergangenen acht Wochen hat der Euro zum Dollar insgesamt fast acht Prozent zugelegt. Seit seinem Tiefststand im Oktober 2000, als man für einen Euro nur 82 Dollar-Cent bekam, ist der Euro um 60 Prozent teurer geworden. Was der Dollar in den vergangenen Wochen verlor, hat das Gold gewonnen: Mit über 455 (über 344 Euro) Dollar je Unze erreichte der Goldpreis in dieser Woche ein 16-Jahres-Hoch.

Gold profitiert

Experten sehen hier nun mit dem Argument des Goldes als Alternative zu Dollaranlagen die 500-Dollar-Marke in Sicht. Erfreulich ist das auf der Anlegerseite - auch wenn der steigende Euro die Goldgewinne weniger stark glänzen lässt.

Auch die politischen Spannungen in der Ukraine lassen Investoren verstärkt Gold kaufen. Zudem steigt der Verbrauch in China, Indien und Saudi Arabien, das nun auf wesentlich höheren Öleinnahmen sitzt. Es sei "offenkundig schwierig, den Zug zu stoppen", formulierte Michael Schubert von der Commerzbank in Frankfurt das Verhältnis vom Dollar zum Euro.

Einzig eine Kombination aus guten US-Wirtschaftsdaten und einer Intervention der Zentralbanken könnten auf die Bremse drücken. Diese wird auch mittlerweile - zuletzt von Frankreich - gefordert. Hintergrund ist, dass den USA ein schwächerer Dollar als Gegenmittel für ihr riesiges Leistungsbilanzdefizit nützlich ist.

Wie weit der Dollar noch abgewertet wird, ist Gegenstand heftiger Spekulationen - Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff hatte ihm zuletzt noch ein Abwärtspotenzial von 40 Prozent eingeräumt. Für Europas Exporteure, die in Dollar fakturieren und deren Waren in Dollarländern immer teurer werden, ist die Schmerzgrenze - sie wurde zuletzt bei 1,18 bis 1,20 definiert - jedenfalls deutlich überschritten.

Leid der Exporteure

Davon sei etwa ein Fünftel der heimischen Exporteure betroffen, sagte Walter Koren, Leiter der Außenhandelsstelle in der Wirtschaftskammer am Freitag und forderte die Europäische Zentralbank zu einer "Operation" auf.

Denn nun beginne die Konkurrenzfähigkeit der Europäer ernsthaft zu leiden. Dies vor dem Hintergrund einer schleppenden Konjunktur und hohen Ölpreisen. (Karin Bauer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27./28.11.2004)