Trotz der intensiven Bemühungen der Industrie räumt Oliva im STANDARD-Gespräch aber ein, dass es am Weg zu einem einheitlichen Wirtschaftsraum "noch großen Nachholbedarf auf österreichischer Seite" gebe. Denn während die Autobahnverbindung mit Errichtung der Spange Kittsee nun bis 2007 vervollständigt werden soll, ist man mit der Bahn länger unterwegs als zur Kaiserzeit.
Handlungsbedarf sieht auch der österreichische Handelsdelegierte in Bratislava, Konstantin Bekos: Etwa ein Drittel des potenziellen Handelsvolumens zwischen Österreich und der Slowakei bleibe aufgrund infrastruktureller Mängel ungenützt, so Bekos. "Die Autoindustrie will Just-in-Time-Lieferungen. In Österreich ansässige Unternehmen kommen gar nicht erst zum Zug, können sie das nicht anbieten."
Mehr als Autobahn
Mit der Autobahn sei es allerdings nicht getan, mahnt der Handelsdelegierte ein: Durch den Bau der Spange Kittsee könne lediglich die Hälfte des brach liegenden Wirtschaftspotenzials ausgeschöpft werden. "Es ist unbedingt notwendig, die Automobilwerke, die großteils im Norden Bratislavas angesiedelt sind, anzubinden." Die Errichtung einer Marchfeld-Schnellstraße sei notwendig, eine Entscheidung für den Bau noch heuer zwingend. Zudem müsste die Bahnverbindung ausgebaut und beschleunigt werden.
Auf eine schnelle Verbindung zwischen Wien und Bratislava hoffen auch die Betreiber des neuen Shoppingtempels Palace in der slowakischen Hauptstadt. Beim jüngsten Coup des heimischen Projektentwicklers Soravia spielen die künftigen Investitionen in die Infrastruktur eine tragende Rolle: Die neue Autobahn solle nicht nur mehr Slowaken nach Österreich, "sondern auch österreichische Käufer nach Bratislava bringen", so Hanno Soravia bei der Eröffnung des Zentrums. Die Kunden aus dem Großraum Wien sollen vor allem mit Sonntagsshopping geködert werden. Rechtzeitig zur Fertigstellung des neuen Teilstücks soll dann auch die zweite Baustufe des heute bereits 55.000 Quadratmeter großen Gebäudes erreicht und das Palace für den Ansturm aus Österreich bereit sein.