Rund um die Stadthalle wird versuchsweise das Parkpickerl eingeführt. Damit soll im Grätzl die Parkplatzsituation entschärft werden. In einer Versammlung wurden die Anrainer von den Plänen informiert. Es gibt unter ihnen viele Gegner der Pläne, aber auch Befürworter.

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Wien - "Mich interessieren die Leute nicht, die da herkommen. Mich interessiert, wo ich parken kann und es ist eine Frechheit, dass wir dafür zahlen müssen", lässt ein langhaariger Herr mit Wohnadresse Hütteldorfer Straße seiner Wut freien Lauf. Donnerstagabend erfährt er, dass rund um die Stadthalle das Parkpickerl eingeführt wird.

Der Mann sitzt unter rund 300 weiteren Rudolfsheimern in der Halle. Sie applaudieren seinen harschen Worten - und fürchten ebenso um ihre bisherigen Gratisparkplätze, die im Grätzl zwar selten, aber doch zu haben sind. "Ich wohne schon seit meiner Geburt da, also will auch ich hier parken," führt einer wohl erworbene Rechte aus. Wo es ums eigene Leiberl im Parkrennen geht, sollen Bezirksfremde die letzten sein, die an den Start gehen dürfen. Die Wirtschaftskammer ist auch nicht erfreut über die Pläne. Aber manch einer ist "auch froh, dass endlich was getan wird."

Seit Jahren gibt es Probleme, weil erstens das Grätzl zwischen Gablenzgasse und Hütteldorfer Straße durch Sanierungen als Wohngegend aufgewertet wurde. Neue Bewohner sind eingezogen, mit ihnen kamen mehr Autos. Dazu kommt, dass hier Pendler das Auto abstellen, ist man doch mit der U3 schnell in der City.

Problem Stadthalle

Das größte Problem sind aber Besucher der Stadthalle, die Phil Collins, die Tennis-Trophy oder das "Fest der Pferde" sehen wollen. Mehr als die Hälfte von ihnen kommt zwar mit Öffis, aber 38 Prozent nehmen das Auto. Ist ein Konzert in der Stadthalle wissen die Anrainer: "Zwischen sechs und elf am Abend geht nix!" Die Stadthalle wird um eine "Halle F" erweitert, um mehr Theater, Kabarett und Gesang bieten zu können.

Planungsdirektor Arnold Klotz bemüht sich im empörten Geheul Ruhe zu bewahren. Er erklärt, wann, wie, wo das Pickerl gelten wird. Ab Herbst 2005 - "und bitte es ist ein Pilotversuch" - vom Neubaugürtel bis knapp vor den Meiselmarkt und die Schmelz. Von der Felberstraße bis Gablenzgasse, sodass die Lugner City, deren Chef Richard Lugner einen Kinobau vorantreibt, in der Kurzparkzone liegt. Damit wird erstmals außerhalb des Gürtels und nur in Teilen eines Bezirks das Parkpickerl eingeführt. Und, Klotz und Stadthallendirektor Helmut Jerabek werden nicht müde es zu betonen, "es stehen in der neuen Märzparkgarage, in der Garage unter dem Vogelweidpark und in der Lugner City Plätze zur Verfügung" - in Summe knapp 3000.

Problem Kosten

Protest im Saal. "Wer soll das bezahlen?" Zu teuer seien diese Garagen mit beispielsweise bis zu 2500 Euro Kaution und 95 Euro pro Monat, und außerdem "da schlepp i doch den Einkauf net bis ham". Weil die Garage eben nicht vor der eigenen Haustür steht. "Zwei Autos hamma eh schon in der Garage. Aber des dritte vom Buam . . .".

Klotz und Bezirksvorsteher Walter Braun (SP) argumentieren: Mit dem Pickerl, dass Bewohner 170 Euro für zwei Jahre kosten wird, würde man die Stadthallenbesucher in die Garagen bringen und die Pendler verscheuchen. Kernzeit der Parkzone ist von 18 bis 23 Uhr. "Sie belehren uns," schreit einer. "Nein, ich gebe ihnen Information", sagt Klotz. "Ihre Ausnahmegenehmigung muss ihnen was wert sein. So wie es das Bewohnern anderer Bezirken auch ist." Die hätten seit Einführung des Pickerl zum Aufkleben hinter die Windschutzscheibe profitiert. "Geh! So ein Blödsinn!"

"Aber, aber," wirft Baumeister Lugner ein, "man soll doch die Politiker nicht so hauen." Schließlich hätten sie auch Gutes getan in dieser Causa und ihm die lang ersehnte Fußgängerbrücke über den Gürtel genehmigt. Aber Lugner erregt Unmut. Er spreche zu viel über sich. (Andrea Waldbrunner, DER STANDARD Printausgabe 27/28.11.2004)