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Bei der Schlacht von Waterloo waren weder Antibiotika noch Bluttransfusionen oder lebenserhaltende Maschinen vorhanden

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London - Hightech-Medizin ist offensichtlich nicht in der Lage die Überlebenschance bei Multiorganversagen tatsächlich zu erhöhen. Mediziner des University College London sind zu dem interessanten Forschungsergebnis gekommen, als sie die Verletzungen bei der Schlacht von Waterloo analysiert haben. Demnach haben sich die Überlebenschancen seit 1815 kaum verändert.

Bei der Schlacht von Waterloo waren weder Antibiotika noch Bluttransfusionen oder lebenserhaltende Maschinen vorhanden. Dennoch haben sich die meisten schwer verwundeten Soldaten von den lebensgefährlichen Verletzungen erholt, berichtet der Mediziner Mervyn Singer bei einem Vortrag. Skeptiker der Hightech-Medizin kritisieren schon seit längerem die Praxis der gängigen Methoden. Eine Vielzahl der Schwerverletzten hat überlebt, weil es eine Fähigkeit des menschlichen Körpers zur Selbstheilung in Extremsituationen gebe. Diese werde allerdings vielfach unterschätzt, meint der Mediziner. Es sei auch nicht gelungen die Sterberate bei Blutvergiftungen zu senken.

"Winterschlaf"

Für den Forscher gehen viele der gängigen Methoden in die falsche Richtung, da sie auf den natürlichen Heilungsprozess negativ wirken, ihm sogar schaden. "Die Auswirkungen auf Immunantwort, Hormonhaushalt und Stoffwechsel sind oft im Ganzen nicht einschätzbar", so Singer. Es sei notwendig, in der Behandlung strategischer vorzugehen und diese auf die natürliche Antwort des Körpers auf Blutvergiftungen oder andere gefährliche Krankheiten abzustimmen.

Der Mediziner ist der Ansicht, dass ein gleichzeitiger Ausfall mehrerer Organe nach einer Blutvergiftung möglicherweise der letzte Versuch des Körpers ist, einen kritischen Zustand zu überleben. Das sei mit dem Winterschlaf eines Tieres zu vergleichen, bei dem verschiedene Organe einfach ausgeschaltet werden. Diese Tatsache wird dadurch untermauert, dass die Organe bei Genesung wieder beginnen normal zu arbeiten. Weiter Studien in diese Richtung sollen folgen. Der Mediziner nimmt an, dass das Hormon Leptin eine Schlüsselrolle dabei spielt. Dieses reguliert Hunger und Stoffwechsel. Möglicherweise könnte dieses Hormon einen Therapieansatz bei multiplem Organversagen spielen. (pte)