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Der sozialistische Ministerpräsident Adrian Nastase freut sich über seine Führung bei der Präsidentenwahl.

Foto: REUTERS/Bogdan Cristel
In Rumänien zeichnete sich bei der Parlaments- und Präsidentenwahl ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Sozialisten und Liberalen ab. Keiner der Präsidentenkandidaten erhielt die absolute Mehrheit. Daher dürften sich die zwei Bestplatzierten, der Sozialist Adrian Nastase, derzeit Ministerpräsident und sein liberaler Rivale Traian Basescu, heute Bürgermeister von Bukarest, am 12. Dezember einer Stichwahl stellen.

Auch für das Parlament erzielte keine Partei die absolute Mehrheit. Koalitions-Absichten wurden jedoch zunächst nicht bekannt gegeben.

Nastase lag nach Auszählung von 60,69 Prozent der Wählerstimmen um mit 38,90 Prozent etwa vier Prozentpunkte vor dem früheren Schiffskapitän Basescu (34,32 Prozent). Im Parlament kam Nastases PSD zusammen mit ihrem Partner, der kleinen "Humanistischen Partei" (PUR) auf etwa 35 Prozent. Basescus liberale "Allianz für Gerechtigkeit und Wahrheit" (DA) kam auf knapp 33 Prozent und hat dadurch ihr Ergebnis im Vergleich zur Wahl 2000 nahezu verdoppelt. Die ultra-nationalistische Partei Romania Mare (Großrumänien) lag bei rund 13 Prozent und büßte etwa die Hälfte ihrer Wählerstimmen ein. Ihr Vorsitzender, der Populist Corneliu Vadim Tudor, war mit knapp zwölf Prozent als Präsidentenkandidat zum ersten Mal schwächer als seine eigene Partei im Parlament. Die Ungarn-Partei UDMR, die bisher im Parlament mit den Sozialisten verbündet war, kam auf rund acht Prozent.

Für Koalitionen schienen zunächst alle Optionen offen zu stehen. Die regierungsnahe Tageszeitung Jurnalul National empfahl eine große Koalition zwischen Sozialisten und Liberalen. Am wahrscheinlichsten schien aber, dass erneut die Ungarn-Partei Zünglein an der Waage wird. Sie hatte zunächst offen gelassen, mit wem sie sich nach der Wahl verbünden werde. Ob ein solches Bündnis aber rechnerisch reichen würde, war zunächst offen. Eine große Rolle könnten hier Prozentpunkte von der Gruppe der Nationalen Minderheiten spielen, die im derzeitigen Parlament etwa fünf Prozent der Stimmen hat. Zudem werden Prozentpunkte von Parteien, die die Fünf-Prozent-Hürde nicht geschafft haben, auf alle Parteien verteilt.

Als eher unwahrscheinlich galt eine Koalition mit den Ultra-Nationalisten, da sich offenbar alle Parteien dessen bewusst sind, dass dies außenpolitisch großen Schaden anrichten würde. (DER STANDARD, Printausgabe, 30.11.2004)