APA: Gratulation zur Auszeichnung "Tor des Jahrhunderts". Hätten
Sie zu Weihnachten einen Wunsch frei, würden sie diese Trophäe für
eine erfolgreiche WM-Qualifikation tauschen?
KRANKL: Danke an die Journalisten, sie haben guten Geschmack. Zur
Frage: Natürlich, sofort. Ich würde sogar auch meinen Goldenen und
Silbernen Schuh, den ich 1978 bzw. 1974 im Rapid-Dress für den besten
Torjäger Europas erhalten habe, und noch einiges mehr sehr gerne
dazulegen.
APA: Acht Länderspiele, je zwei Siege und Niederlagen, vier Remis;
14:13 Tore lautet die Länderspiel-Bilanz 2004 in nackten Zahlen. Wie
sehen Sie das zu Ende gehende Jahr im Rückspiegel und die Entwicklung
ihrer Schützlinge?
KRANKL: Ich blicke nur positiv zurück. Ich bin stolz auf meine
Spieler, von denen einige über sich hinausgewachsen sind. Wir haben
uns als Elf und Kader verbessert, mit Charakter und Herz gespielt,
leider haben wir ein paar Punkte zu wenig gemacht. Der Fußball ist
leider oft nicht gerecht. Trotzdem sind die Kritiker sehr anständig
mit dem Team umgegangen. Unser Fans waren wunderbar, ich ziehe meinen
Hut, Respekt vor dieser Unterstützung.
APA: Was hat Ihnen als ÖFB-Teamchef in diesem Jahr die meiste
Freude bereitet?
KRANKL: Keine Frage, das 2:2 gegen England vor 48.500 begeisterten
Zuschauern im Wiener Ernst Happel-Stadion und wie wir aus dem
0:2-Rückstand noch ein 2:2 und einen Zähler geholt haben. Das hätte
uns kein Österreicher zugetraut.
APA: Dieser Hochstimmung wird sicherlich auch eine bittere Stunde
gegenübergestanden sein. Wann war das 2004 der Fall?
KRANKL: Das Ausgleichstor in der 94. Minute zum 3:3 der Nordiren
in Belfast war nicht nur bitter, sondern auch nicht regulär. Auch das
1:3 davor in Wien gegen die Polen hat sehr wehgetan.
APA: Je näher der Jahreswechsel rückt, desto mehr denkt man auch
an die Zukunft. Welche sportlichen Wünsche haben Sie heuer ans
Christkindl?
KRANKL: Dass wir alle Spiele in der WM-Qualifikation gewinnen,
aber das weiß ich, ist nicht realistisch. Da sind in den ersten zwei
Spielen gegen Wales im Frühjahr zwei Erfolge schon realistischer. Es
wird sehr schwierig, aber dann werden wir sehen, ob wir noch im Spiel
sind. Sind wir das nicht mehr, sollte man mit Blickrichtung EM 2008
überlegen, was im Team zu ändern ist.
APA: Würden diese Überlegungen ausschließlich die Mannschaft oder
auch ihre Person als Teamchef miteinbeziehen?
KRANKL: Ich habe einen Vertrag bis 31.12.2005, den ich - so Gott
es will - erfüllen werde. Aber wenn man mit einem Trainer nicht
zufrieden ist, dann wechselt man ihn, das ist legitim. Ich mache
meine Arbeit so gut ich kann und möchte auch nach 2005 weitertun. Ich
würde auch für zehn Jahre unterschreiben.