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Teamchef Krankl wurde soeben für das Tor des Jahrhunderts geehrt.

Foto:APA/Schlager
Wien - Hans Krankl, der als Aktiver in 69 Länderspielen 34 Tore geschossen hat und seit Jänner 2002 das ÖFB-Team (24 Partien, acht Siege, sechs Remis, zehn Niederlagen) selbst befehligt, zog in einem APA-Interview seine sportliche Bilanz 2004 in Sachen Elite-Auswahl. Der bald 52-Jährige blickte dabei auch in die allgemeine und persönliche Zukunft. Das Neue Jahr beginnt für den Wiener und die Seinen vom 6. bis 10. Februar mit einem Trainingslager samt Vierer-Turnier auf Zypern mit den Gastgebern, Finnland und Lettland.

APA: Gratulation zur Auszeichnung "Tor des Jahrhunderts". Hätten Sie zu Weihnachten einen Wunsch frei, würden sie diese Trophäe für eine erfolgreiche WM-Qualifikation tauschen?
KRANKL: Danke an die Journalisten, sie haben guten Geschmack. Zur Frage: Natürlich, sofort. Ich würde sogar auch meinen Goldenen und Silbernen Schuh, den ich 1978 bzw. 1974 im Rapid-Dress für den besten Torjäger Europas erhalten habe, und noch einiges mehr sehr gerne dazulegen.

APA: Acht Länderspiele, je zwei Siege und Niederlagen, vier Remis; 14:13 Tore lautet die Länderspiel-Bilanz 2004 in nackten Zahlen. Wie sehen Sie das zu Ende gehende Jahr im Rückspiegel und die Entwicklung ihrer Schützlinge?
KRANKL: Ich blicke nur positiv zurück. Ich bin stolz auf meine Spieler, von denen einige über sich hinausgewachsen sind. Wir haben uns als Elf und Kader verbessert, mit Charakter und Herz gespielt, leider haben wir ein paar Punkte zu wenig gemacht. Der Fußball ist leider oft nicht gerecht. Trotzdem sind die Kritiker sehr anständig mit dem Team umgegangen. Unser Fans waren wunderbar, ich ziehe meinen Hut, Respekt vor dieser Unterstützung.

APA: Was hat Ihnen als ÖFB-Teamchef in diesem Jahr die meiste Freude bereitet?
KRANKL: Keine Frage, das 2:2 gegen England vor 48.500 begeisterten Zuschauern im Wiener Ernst Happel-Stadion und wie wir aus dem 0:2-Rückstand noch ein 2:2 und einen Zähler geholt haben. Das hätte uns kein Österreicher zugetraut.

APA: Dieser Hochstimmung wird sicherlich auch eine bittere Stunde gegenübergestanden sein. Wann war das 2004 der Fall?
KRANKL: Das Ausgleichstor in der 94. Minute zum 3:3 der Nordiren in Belfast war nicht nur bitter, sondern auch nicht regulär. Auch das 1:3 davor in Wien gegen die Polen hat sehr wehgetan.

APA: Je näher der Jahreswechsel rückt, desto mehr denkt man auch an die Zukunft. Welche sportlichen Wünsche haben Sie heuer ans Christkindl?
KRANKL: Dass wir alle Spiele in der WM-Qualifikation gewinnen, aber das weiß ich, ist nicht realistisch. Da sind in den ersten zwei Spielen gegen Wales im Frühjahr zwei Erfolge schon realistischer. Es wird sehr schwierig, aber dann werden wir sehen, ob wir noch im Spiel sind. Sind wir das nicht mehr, sollte man mit Blickrichtung EM 2008 überlegen, was im Team zu ändern ist.

APA: Würden diese Überlegungen ausschließlich die Mannschaft oder auch ihre Person als Teamchef miteinbeziehen?
KRANKL: Ich habe einen Vertrag bis 31.12.2005, den ich - so Gott es will - erfüllen werde. Aber wenn man mit einem Trainer nicht zufrieden ist, dann wechselt man ihn, das ist legitim. Ich mache meine Arbeit so gut ich kann und möchte auch nach 2005 weitertun. Ich würde auch für zehn Jahre unterschreiben.

APA: Hat das Future-Team, der zweite rot-weiß-rote Fußball-Anzug eigentlich noch Sinn, wenn - wie zuletzt für das Auswärtsspiel in der Türkei - Spieler Verletzungen vortäuschen oder aus anderen Gründen Ihnen kurzfristig absagen? KRANKL: Für alle Trainer sind Termine ein Problem, auch ich kann nichts ändern. Aber natürlich macht das Future-Team Sinn. Wenn wir etwas weiterbringen wollen, müssen die Spieler in internationalen Spielen Erfahrungen sammeln. Sariyar, Pichlmann und Mair haben in Istanbul aufgezeigt. Wir dürfen keine Wunderdinge erwarten, aber darauf hoffen, dass unser jungen Kicker in zwei drei Jahren besser sind. Sie müssen die Älteren wie Kühbauer 2008 ersetzen. (APA)