Argwöhnisch blicken sie alle nach Georgien, seit dort vor genau einem Jahr eine "Rosenrevolution" stattgefunden hat. Die Führung der übrigen GUS-Staaten hat panische Angst, dass das georgische Beispiel Schule macht. Die GUS-Staatschefs würden sich "vor Angst in die Hose machen", flüsterte Russlands Staatschef Putin der georgischen Parlamentspräsidentin im Vorjahr.13 Jahre nach der Wende zeichnet sich das Gebiet der früheren Sowjetunion nicht eben durch Demokratie und Marktwirtschaft aus. Von den ehemaligen 15 Sowjetrepubliken haben sich die drei baltischen Staaten als Erste radikal umorientiert. Im Vorjahr trennte sich auch Georgien von der alten sowjetgeschulten Führung. Bleiben die restlichen elf Nachfolgestaaten - unterschiedlich im Grad der autoritären Führung und Vetternwirtschaft, alle jedoch verbindet der große bis eklatante Mangel an demokratischen Institutionen. Einzig die Ukraine hat eine ernst zu nehmende politische Alternative entwickelt und steht nun auch an der Kippe. (DER STANDARD, Printausgabe, 29.11.2004)