Wien – Um die aktuellen Budgetprobleme von Burgtheater und Volksoper zu lösen, gibt die Bundestheater-Holding den beiden Häusern eine Finanzierungszusage in der Höhe von 2,33 Mio. Euro, die aus den Mitteln des Instandhaltungsbudgets kommen. Zusätzlich wird die Abdeckung der Mehrkosten, die diesen Häusern durch Gehaltsabschlüsse von 2003 und 2004 entstehen, ebenfalls von der Holding garantiert. Bei der Vorstellung dieser am Freitag mit Kunststaatssekretär Franz Morak (V) akkordierten Akut-Maßnahmen zur Sicherung der laufenden Geschäftsjahres betonte Holding-Chef Georg Springer heute, Montag, jedoch: "Die Zukunft über dieses Geschäftsjahr hinaus ist nicht gesichert und geklärt!"

Instandhaltungsbudget darf nicht noch mal zur Sicherung verwendet werden

Für das nächste Geschäftsjahr hat Springer Morak weitere Maßnahmen vorgestellt, die bei diesem auf großes Interesse gestoßen seien und nun mit den Häusern besprochen werden sollen. Bis zu den dritten Aufsichtsratssitzungen im April hoffe er, Klarheit zu haben. "Es wurde und wird niemandem etwas weggenommen", betont der Konzern-Chef, dem es nach eigener Aussage lieber ist, wenn es in den Häusern ruhig und außen "ein bisserl pfui" sei als umgekehrt. Doch noch ein weiteres Mal rund zwei Drittel des Instandhaltungsbudgets zur Sicherung des laufenden Betriebs zu verwenden, "geht unmöglich ein weiteres Jahr. Ich begebe mich sonst jenseits der Legalität." Denn diese Maßnahme sei "ein riskanter Schritt in eine Richtung, die falsch ist."

Schlüssel zur Aufteilung der Basisabgeltung überprüfen

Was jedoch "so rasch wie möglich" in Angriff genommen werden soll, ist eine Überprüfung jenes Schlüssels, nach dem die Basisabgeltung von 133,6 Mio. Euro auf die einzelnen Teilgesellschaften der Holding aufgeteilt wird. Grundlage sollen die Erfahrungen der ersten Geschäftsjahre seit der Ausgliederung darstellen. "Dann wird man sehen, ob es gravierende Fehler dabei gegeben hat, die eine Veränderung rechtfertigen." Klar sei jedenfalls, dass laut Bundestheaterorganisationsgesetz einzig der Bundeskanzler über den Aufteilungsschlüssel und daher auch über eine allfällige Änderung entscheide.

Finanzierungsgarantien für Burgtheater und Volksoper

Das Burgtheater erhält eine Finanzierungsgarantie in der Höhe von maximal 833.000 Euro, die Volksoper von maximal 1,5 Mio. Euro. Dazu werden diesen beiden Häusern weitere Garantien für die Finanzierung der Gehaltsabschlüsse gegeben. Am Freitag konnte mit 1,8 Prozent Steigerung für die Sparten Chor, Ballett und Technik ein Abschluss unterhalb jenem der Bundesbediensteten erzielt werden, was laut Springer zwar erfreulich sei, aber für die gesamte Holding einen Mehraufwand von 2,1 Mio. Euro bedeute. Rund 50 Prozent davon betreffen die Staatsoper, jene jeweils rund 300.000 Euro, die auf Burg und Volksoper entfallen, werden von der Holding garantiert. Gleichzeitig werden die beiden Häuser jedoch beauftragt, alle Mehreinnahmen und alle Einsparungen im Aufwendungsbereich zur Reduzierung dieser Finanzspritzen zu verwenden sowie ihre Investitionstätigkeit zu reduzieren.

Bilanzgewinn für 2003/04 vermutlich bei 10,7 Millionen Euro

Der konsolidierte Bilanzgewinn der Holding für das Geschäftsjahr 2003/04 (entsprechende Bilanzen werden im Februar 2005 präsentiert) werde vermutlich (inklusive der Gewinnvorträge der vergangenen Jahre) rund 10,7 Mio. Euro betragen, sagte Georg Springer. Insofern sei der Befund des vom Finanzministerium beauftragten und von AWS erstellten Gegengutachtens richtig, dass der erhoffte zusätzliche Zuschuss von 10,9 Mio. Euro theoretisch weitgehend aus Eigenem getragen werden könne. "Differenziert betrachtet" stammte jedoch der überwiegende Teil des Gewinns, nämlich 9,6 Mio. Euro, von der Staatsoper, weitere 330.000 Euro trüge die Holding bei.

Notwendige Instandhaltungen können nicht getätigt werden

Durch die Verwendung von Mitteln aus dem Instandhaltungsbudget könne man sich aktuell etwa notwendige Maßnahmen für Nassräume, Sitze oder Logentapezierung nicht leisten, die Baumaßnahmen wären jedoch davon nicht betroffen, betonte Springer. "Diese sind zum Großteil bereits abgeschlossen." Von dem 11,5 Mio. Euro betragenden zusätzlichen Bau-Budget wäre ein Volumen von rund 1,5 bis 1,6 Mio. Euro noch offen – etwa für weitere Fassadenarbeiten an Staatsoper und Burgtheater. Für weitere Sicherheitsinvestitionen wie etwa Brandschutztüren beabsichtigt Springer, sich für eine Sonderfinanzierung an den Bund zu wenden. Er sei da "relativ hoffnungsfroh", da ja auch den Museen unter diesem Titel zusätzliche Gelder bewilligt worden seien.

Springer bedauert verloren gegangene Solidarität

Er konstatiere "mit großem Bedauern einen hohen Grad an verloren gegangener Solidarität", beurteilte Springer die zahlreichen Wortmeldungen der vergangenen Wochen aus dem Direktoren-Kreis, die "nicht sehr hilfreich" gewesen wären. Die Last von zwei "schweren Rucksäcken", mit denen die Bundestheater seit langem unterwegs wären, versuchte Springer heute durch klare Aussagen von den Häusern zu nehmen: "Die Staatsoper hat nie das Burgtheater finanziert." Und: "Der Volksoperndirektor ist bei der Budgetaufteilung nicht über den Tisch gezogen worden." (APA)