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Der neue Finanzminister Hervé Gaymard gilt als Anhänger von Präsident Chirac.

Foto: EPA/ETIENNE ANSOTTE
Paris - Nach dem Rücktritt von Nicolas Sarkozy wird der bisherige Agrarminister Hervé Gaymard neuer französischer Wirtschafts- und Finanzminister. Das gab das Pariser Präsidialamt am Montag bekannt. Einen Tag nach seiner feierlichen Kür zum Chef der bürgerlichen Pariser Regierungspartei UMP reichte Sarkozy seinen Rücktritt ein. Im Gegensatz zu Chiracs Erzrivalen Sarkozy gilt der 44-jährige Gaymard als Anhänger des Staatschefs. Neuer Landwirtschaftsminister wird der bisherige Haushalts-Staatssekretär Dominique Bussereau. Die Zuständigkeit für das Budget erhält Jean-Francois Copé, der zugleich Pariser Regierungssprecher bleibt.

Chirac hatte im Sommer angekündigt, die Kandidatur des 49-jährigen Sarkozy für die UMP-Spitze zu unterstützen. Seinem mehr als zwei Jahrzehnte jüngeren politischen Erzrivalen machte das Staatsoberhaupt aber zur Bedingung, umgehend die Regierung zu verlassen, damit Sarkozy nicht de facto mehr Macht erhält als Premierminister Jean-Pierre Raffarin. Sein an Chirac gerichtetes Rücktrittsgesuch überreichte Sarkozy Raffarin im Hotel Matignon, dem Amtssitz des Regierungschefs.

Als mögliche Nachfolger Sarkozys in der Regierung hatten auch Gesundheitsminister Philippe Douste-Blazy sowie der Chef des Konzerns France Telecom, Thierry Breton, gegolten. Nach dem Abschied Sarkozys nahm Chirac weitere kleinere Änderungen an seinem Kabinett unter Raffarin vor. Douste-Blazy erhielt erweiterte Zuständigkeiten für Familie. Die bisherige Familienministerin Marie-Josée Roig rückte auf Copés Posten und ist nun Beigeordnete Ministerin im Innenministerium unter Dominique de Villepin.

Gaymard steht vor der Aufgabe, das Wirtschaftswachstum des Landes zu fördern und die Arbeitslosenquote wie von der Regierung versprochen unter neun Prozent zu drücken. Dabei dürfte er sich schwer tun, die politischen Fußstapfen von Sarkozy auszufüllen. Der 49-jährige Sarkozy genoss ein hohes Maß an Freiheit während seiner acht Monate an der Spitze des Amtes. Dazu trug seine große Popularität bei den Wählern bei und die Tatsache, dass er hinter Ministerpräsident Jean-Pierre Raffarin der zweitwichtigste Mann im Kabinett war.

Sarkozy gilt als neuer Hoffnungsträger der französischen Konservativen, die sich durch Verluste bei den Kommunal- und Europawahlen angeschlagen fühlen. Sein neuer Posten an der Spitze der UMP gibt ihm eine gute Ausgangsbasis für sein ehrgeiziges Ziel, Chirac als Staatsoberhaupt zu beerben.

Gaymard hatte seit dem Regierungswechsel in Paris im Mai 2002 das Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Fischerei geleitet. Er kämpfte unter anderem für die EU-Subventionen der französischen Bauern. Bussereau, der zu den engen Vertrauten Raffarins zählt, war zunächst Staatssekretär im Verkehrsministerium gewesen. Nach dem Wechsel Sarkozys vom Innen- zum Finanzressort hatte der 52-jährige Bussereau dort den Posten des Staatssekretärs mit Zuständigkeit für den Haushalt übernommen. (APA/Reuters)