Am Hauptsitz im oberösterreichischen Lenzing will der gleichnamige Faserproduzent den Spezialitätenanteil bis 2010 von derzeit gut 60 auf 80 bis 85 Prozent erhöhen.

Foto: www.lenzing.com
Wien - Der Wind auf den Weltfasermärkten wird zunehmend rauer und trübt nun auch die Erwartungen des Managements der Lenzing AG für 2005: "Wir müssen uns warm anziehen", sagte Vorstandschef Thomas Fahnemann am Montag im Klub der Wirtschaftspublizisten, ohne jedoch detailliertere Zahlenangaben zu machen.

Risiko berge nicht nur der Wegfall der Quoten für China und die schwache US-Währung, zumal knapp die Hälfte der in Österreich erzeugten Produkte in den Dollarraum gingen. Der Lenzing-Chef wies auch auf den Baumwollpreis hin, der seit Juli um 30 Prozent eingebrochen ist und nun die Preise anderer Faserprodukte nach unten zu ziehen beginne.

Rekurs wegen Tencell

"Für Lenzing heißt das, dass wir an unseren österreichischen Standorten noch mehr auf Spezialitäten setzen und die Produktion der Commodities in Asien konzentrieren", sagte Fahnemann. Ob das ins Auge gefasste Werk in China gebaut werde, soll sich in Bälde entscheiden. Jedenfalls sei geplant, den Anteil der Spezialitäten an der Gesamtproduktion in Lenzing bis 2010 von derzeit gut 60 Prozent auf 80 bis 85 Prozent zu erhöhen.

Gegen die vom Kartellgericht Wien untersagte Übernahme der britischen Tencell-Gruppe bringt Lenzing am Dienstag Rekurs ein. Mit einer Entscheidung sei angesichts des Fristenlaufs des Kartellanwalts und des Obersten Gerichtshofes (OGH) spätestens Ende Februar 2005 zu rechnen. Fahnemann hofft auf eine Klärung vor der endgültigen Bilanzlegung Ende Jänner, sonst müssten Rückstellungen gebildet werden.

Lenzing hat Tencell Anfang Mai von der zur Finanzgruppe CVC zählenden Corsadi übernommen und seine Lyocellkapazitäten damit schlagartig auf 120.000 Tonnen verdreifacht. Im Oktober legte sich dann das OLG als zuständiges Kartellgericht quer, obwohl andere Kartellinstitutionen in Großbritannien, Deutschland und den USA keinen Einspruch gegen den Zusammenschluss erhoben hatten.

Tencell sei bereits weit gehend in Lenzing integriert, sagte Fahnemann am Montag. Die weltweite Forschung und Entwicklung sei am oberösterreichischen Standort zusammengezogen worden. Außerdem habe man mehr Synergien heben können als ursprünglich gedacht.

Lenzing, die zu 87,9 Prozent der BA-CA-nahen B-&-C-Holding gehört, hat in den ersten neun Monaten bei einem auf 526,7 (450,4) Mio. Euro gestiegenen Konzernumsatz ein Betriebsergebnis (Ebit) von 59,0 (51,5) Mio. Euro erzielt. (Günther Strobl, DER STANDARD Printausgabe, 30.11.2004)