Wien - Staatsoperndirektor Ioan Holender darf weiterhin, um Andrea Breths polemische Ansage zu zitieren, "wie Dagobert Duck" auf seinen Ersparnissen sitzen: Die zu erwartenden Verluste von Burgtheater und Volksoper gleicht in der laufenden Saison die Bundestheaterholding aus, wie deren Geschäftsführer Georg Springer am Montag bekannt gab. Dies gelingt aber nur mit einer Maßnahme, die nicht wiederholt werden dürfe: Springer plündert das für alle drei Häuser zur Verfügung stehende Instandhaltungsbudget.

In einer vom Kunststaatssekretariat in Auftrag gegebenen Studie war zwar im Sommer ein Mehrbedarf von 10,9 Millionen Euro festgestellt worden. Aber das Finanzministerium, das diese Budgetanalyse verlangt hatte, lehnte, wie berichtet, eine Anhebung der seit Jahren gedeckelten Basisabgeltung ab. Denn es stellte fest, dass der Konzern im Geschäftsjahr 2003/2004 einen Bilanzgewinn von 10,7 Millionen Euro aufwies.

Dass der Mehrbedarf nicht anerkannt wurde, ist, wenn man so will, Ioan Holender zu verdanken: Hat er doch, wie Springer nun bestätigte, 9,6 Millionen Euro auf der hohen Kante. Das Motto der drei Musketiere (Einer für alle, alle für einen) gilt aber nicht für die Bundestheater: Holender setzte alle politischen Hebel in Bewegung, um ein Abschöpfen seiner Gewinne durch die Holding zu verhindern.

Springer tastet diese daher auch nicht an: Er sicherte eine Ausfallhaftung zu. Sie beträgt bezüglich der Burg bis zu 830.000 Euro, bezüglich der Volksoper bis zu 1,5 Millionen. Zudem übernimmt er notfalls die Kosten für die Bezugserhöhungen (je rund 300.000 Euro). Finanziert wird die Verlustabdeckung größtenteils aus dem Instandhaltungsbudget: In dieser Saison wird für die Wartung der Gebäude nur eine Million Euro statt der vorgesehenen drei Millionen aufgewendet.

Ungeklärte Zukunft

Diese Politik sei, so Springer, "sicher nicht fortsetzbar". Was bedeutet, dass die "Lösung" nur eine temporäre ist: Bereits in einem halben Jahr wird mit den Eigentümervertretern (Staatssekretär Franz Morak und dessen Büroleiter Helmut Wohnout) über die Zukunft zu verhandeln sein. Und diese sieht nicht gerade rosig aus, da ja ein Doppelbudget, also auch für das Jahr 2006, beschlossen wurde.

Springer hatte aber allen Grund, sich am Montag selbst zu loben: Im Gegensatz zum Bund, der den Beamten eine Bezugserhöhung von 2,3 Prozent zugesteht, einigte er sich mit der Gewerkschaft für die Gruppen Chor, Ballett und Technik auf 1,8 Prozent. Die zusätzlichen Kosten betragen daher "nur" 2,1 Millionen Euro - und nicht deren drei. (DER STANDARD, Printausgabe, 30.11.2004)